Sanfte Heilmethoden für die Kleinsten

Sanfte Heilmethoden

Viele Eltern interessieren sich für Alternativen zur Schulmedizin, wenn es um die Gesundheit ihres Kindes geht.

Sanfte Heilmethoden liegen im Trend. Eltern von Babys und Kleinkindern bevorzugen Heilmethoden, die bei Krankheit oder anderen Problemen möglichst nebenwirkungsfrei helfen. Zu den beliebtesten Heilverfahren gehören die Homöopathie oder Therapien mit Bach-Blüten oder Schüssler-Salzen. Doch wie funktionieren diese Methoden?

Die Homöopathie

Die Lehre der Homöopathie basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip. Krankheiten sollen durch Mittel geheilt werden, die beim gesunden Menschen ähnliche Symptome auslösen, wie sie beim Kranken beobachtet werden. Dazu verwendet die Homöopathie Mittel, die stark verdünnt sind und oft nur noch Spuren von Wirkstoffen enthalten. Manche Wissenschaftler zweifeln deshalb an der Wirksamkeit von homöopathischen Mitteln. Heinz Wittwer arbeitet als Homöopath in Kilchberg. Er hat in Chemie doktoriert und ist aufgrund seiner langjährigen Erfahrung überzeugt, dass Homöopathie die Selbstheilungskräfte des Menschen bei fast allen Erkrankungen mobilisieren kann. «Wie die Homöopathie funktioniert, ist bis heute nicht bekannt», meint er. «Die Kunst ist es jedoch, aus den etwa 10‘000 Mitteln ein geeignetes zu finden, das möglichst gut zum Patienten passt.»

Emotionale Ebene

Inwiefern unterscheidet sich eine homöopathische Behandlung von einer schulmedizinischen? Heinz Wittwer erklärt: «Homöopathische Mittel beeinflussen auch das emotionale Wohlbefinden des Patienten, wenn sein Charakter bei der Wahl des Mittels miteinbezogen wurde.» Der Homöopathie sind jedoch Grenzen durch das Heilungspotenzial gesetzt, das heisst, dass eine Behandlung nur Erfolg haben kann, wenn der Körper noch über die Kraft zur Selbstheilung verfügt. Den grossen Vorteil der Homöopathie sieht der Experte darin, dass sie den Menschen ganzheitlich betrachtet. Dadurch kann die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen behandelt werden, also zum Beispiel nicht nur ein akuter Schnupfen, sondern generell die Neigung zu Erkältungen. Homöopathie unterstützt auch bei emotionalen Problemen. Wie das möglich ist, kann Heinz Wittwer nicht erklären. Er sagt: «Seit der Aufklärung konzentriert sich die Wissenschaft auf das Materielle. Ich bin überzeugt, dass es neben der stofflichen Ebene auch noch eine geistige Ebene gibt, über die wir jedoch noch sehr wenig wissen. Wir können mit unserem Verstand noch nicht alles erklären. Für mich steht fest, dass wir nicht nur aus Molekülen bestehen.» Aus Sicht der Homöopathie ist eine Krankheit der Ausdruck einer Schwierigkeit, wie zum Beispiel Ärger oder Angst, auf körperlicher Ebene. Wenn der Homöopath dies erkennt, wird er in erster Linie das emotionale Problem behandeln. In der Folge verschwindet oft auch die Krankheit. Um den Menschen ganzheitlich behandeln zu können und die Lebensgeschichte seiner Patientinnen und Patienten im Detail zu verstehen, nimmt sich Heinz Wittwer sehr viel Zeit: bei Erwachsenen manchmal bis zu drei Stunden.

Die Vorteile

Kinder profitieren bei vielen Erkrankungen von der Homöopathie. Dazu gehören Erkältungen und Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall oder funktionelle Bauchschmerzen. Bei schwerwiegenden Krankheiten kann die Homöopathie manchmal palliativ unterstützen. Heinz Wittwer hat sich auf die Behandlung von Anfälligkeiten auf Krankheiten spezialisiert. Ein weiterer Vorteil von homöopathischen Mitteln ist, dass sie sanft wirken und zu deutlich weniger Nebenwirkungen führen als schulmedizinische Mittel. Aus Sicht der Homöopathie ist Gesundwerden ein Prozess. «Dabei kann man bei chronischen Krankheiten manchmal beobachten, dass sich die Symptome am Anfang der Behandlung leicht verstärken oder sich Symptome von vergangenen Erkrankungen nochmals kurz bemerkbar machen, bevor eine Besserung eintritt», erklärt Heinz Wittwer. «Oft wird die anfängliche Verschlimmerung der Beschwerden jedoch gut toleriert, weil sich der psychische Zustand des Patienten schnell bessert.» Bei akuten Problemen komme es mit dem passenden Mittel sehr schnell zu einer Besserung. Bei chronischen Problemen brauche es hingegen oft mehr Geduld. «Fühlt sich der Patient nach ein bis zwei Jahren nicht besser, sollte er den Homöopathen wechseln», empfiehlt der Fachmann.

Bach-Blüten

1930 entdeckte der britische Arzt Edward Bach 38 Blütenessenzen, die bei verschiedenen Problemen sanft, aber wirkungsvoll unterstützen. Vroni Wildhaber, Bach-Blüten-Therapeutin (www.bachblüten-therapie.ch) erklärt: «Bach-Blüten helfen bei emotionalen Problemen. Durch das Harmonisieren der Gefühle unterstützen sie aber auch bei körperlichen Beschwerden.» In ihrer Beratungstätigkeit schaut sie immer, wie es dem Patienten geht. Manche Kinder werden ungeduldig, wenn sie krank sind, andere brauchen dann besonders viel Nähe. Je nach Befindlichkeit werden vier bis sieben Blütenessenzen zusammengemischt. Wie die Blütenessenzen genau wirken, weiss man nicht. «Kleinen Kindern helfen Bach-Blüten, wenn ein emotionales Ungleichgewicht besteht», erklärt Vroni Wildhaber. So empfiehlt sie die Blütenessenzen zum Beispiel bei Ängstlichkeit, Eifersucht, Schüchternheit, Verträumtheit, Mutlosigkeit, heftigen Wutanfällen in der Trotzphase und bei allen Arten von Trauma – vom Geburtstrauma bis zu Stürzen. Häufig rät sie den Eltern ihrer kleinen Patienten, ebenfalls Bach-Blüten einzunehmen. Sie erklärt: «Wenn ein Kind ängstlich ist, sind die Eltern es oft auch. Bei heftigen Wutanfällen wirken gewisse Essenzen besänftigend auf das Kind, andere wirken sich positiv auf die Geduld der Eltern aus.» Frischgebackenen Müttern mischt sie Blütenessenzen, die gegen Erschöpfung helfen.

Anwendung

Bach-Blüten kann man auch parallel zu schulmedizinischen Mitteln anwenden. Vroni Wildhaber empfiehlt bei Kindern, ihnen viermal täglich vier Tropfen direkt in den Mund zu träufeln. «Bei starken Beschwerden werden die Bach-Blüten-Tropfen zu Beginn der Behandlung öfter gegeben. Eine Überdosierung ist nicht möglich», ergänzt die gelernte Drogistin. Nebenwirkungen sind keine zu erwarten. Für Babys bereitet sie auf Wunsch auch Mischungen ohne Alkohol auf Wasserbasis zu, die allerdings dann nur zwei bis drei Wochen halten. Die Behandlung führt nicht zu einer Erstverschlimmerung der Symptome. Vroni Wildhaber hat jedoch schon beobachtet, dass zum Beispiel sehr folgsame, angepasste und zurückhaltende Kinder durch die Therapie anfänglich anecken können, wenn sie in ihre Kraft kommen. Die passenden Bach-Blüten finden Eltern am besten, wenn sie sich beraten lassen. Bei der Suche können aber auch diverse Bach-Blüten-Ratgeber weiterhelfen.

Schüssler-Salze

Die Therapie mit den nach ihm benannten Schüssler-Salzen wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Oldenburger Arzt Wilhelm Schüssler entwickelt. Seine Lehre basiert auf der Erkenntnis, dass Krankheiten ihren Ursprung in Störungen der Körperzellen haben und viele Krankheiten durch einen Mangel an Mineralstoffen in den Zellen ausgelöst werden. Er erkannte auch, dass die Zellen auf geringe Mengen an Mineralsalzen angewiesen sind, und verdünnte sie stark. Schüssler-Salze helfen, Mineralstoffe besser aufzunehmen und im Körper zu verteilen. Sie sind nummeriert: Die Nummern 1 bis 12 entsprechen den Basissalzen, die Nummern 13 bis 25 den Ergänzungssalzen. Bei Kindern können Schüssler-Salze zum Beispiel bei Neugeborenen-Gelbsucht, Bauchkrämpfen, Erkältungen, Mittelohrentzündungen, zur Stärkung des Immunsystems, bei Wachstumsschmerzen, bei Entwicklungsstörungen, beim Zahnen, bei Entzündungen und Fieber eingesetzt werden. Drogerien und Apotheken helfen bei der Suche nach dem geeigneten Salz.

Anwendung

Da Schüssler-Salze sehr niedrig dosiert sind, darf man sie ab Geburt einsetzen. Vroni Wildhaber erklärt: «Dazu gibt man einige Tropfen Wasser auf eine Tablette, die vor allem aus Milchzucker und Stärke besteht, und verreibt diese zu einem Brei, den man mit dem Finger in den Mund des Kindes streicht.» Bei chronischen Beschwerden oder zur Prävention reicht eine Tablette pro Nummer und Altersjahr aus. Im Akutfall braucht es eine etwas höhere Dosis. Verschiedene Schüssler-Salze dürfen miteinander kombiniert werden. Sie sind auch in Form von Cremen erhältlich. «Bei einer Milchzucker-Unverträglichkeit sollten die Eltern auf Cremen ausweichen», empfiehlt Vroni Wildhaber. Bei einem starken Mangel an Mineralstoffen braucht es neben Schüssler-Salzen auch genügend grobstoffliche Mineralsalze, wie sie in unseren Lebensmitteln vorkommen. Manchmal müssen dann Nahrungsergänzungsmittel mit Mineralstoffen eingenommen werden. Auch in solchen Fällen ist die Einnahme von Schüssler-Salzen sinnvoll: Sie verbessern die Aufnahme der Mineralien deutlich.

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Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.