Ängstliche Kinder stärken

ängstliche Kinder

Angst zu haben, ist keine Schwäche. Die meisten Kinder kennen Ängste. Hier die wichtigsten Tipps im Umgang mit ängstlichen Kindern.

Jedes Kind hat gewisse Ängste, das ist normal. Die Psychologin Sandra Koenig Heuer von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Zürich erklärt: «Viele für das Kindesalter typische Ängste treten gehäuft in bestimmten Entwicklungsphasen auf und verändern sich im Lauf der Zeit.» Zur normalen Entwicklung des Babys gehören zum Beispiel das Fremdeln oder die Angst vor Lärm. Auch die Trennungsangst entspricht im Kleinkindalter einer normalen Entwicklung und tritt bei vielen auf, wenn sie erstmals eine Kindertagesstätte besuchen. Babys können noch nicht verstehen, dass ihre Mutter oder ihr Vater weggeht, sie abends aber wieder abholen wird. Der scheinbare Verlust der Eltern kann das Kind vorübergehend verängstigen. Diese Angst klingt nach der Eingewöhnung in die neue Umgebung meist rasch ab. Im Kindergartenalter ist die Trennungsangst hingegen nicht mehr typisch. Im Vorschulalter haben viele Kinder Angst vor der Dunkelheit, vor Gewittern, vor Monstern, vor Tieren (z.B. Spinnen oder Hunden) oder vor ärztlichen Eingriffen (z.B. Spritzen). Diese typischen Kinderängste treten also zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Entwicklung auf und verschwinden meist von selbst wieder.

Andere Einflussfaktoren

Bei Kindern treten Ängste häufig in Übergangsphasen auf, wenn die Anforderungen an die Autonomie des Kindes steigen, zum Beispiel beim Eintritt in den Kindergarten oder in die Schule. Mädchen sind häufiger von Angststörungen betroffen als Jungen. Neben dem Temperament des Kindes kann auch ein überbehütender oder kontrollierender Erziehungsstil das Auftreten von Ängsten begünstigen. Oft haben ängstliche Kinder ängstliche Eltern. In einigen Fällen spielen auch traumatische Erlebnisse für die Entstehung von Kinderängsten eine Rolle, zum Beispiel der Verlust naher Bezugspersonen oder Unfälle.

Wenn Eltern Ängste schüren

Manchmal werden Ängste von den Eltern durch Aussagen geschürt, die nicht ernst gemeint sind, zum Beispiel: «Vom Fernsehen bekommst du viereckige Augen» oder «Wenn du einen Kirschkern verschluckst, wächst in deinem Bauch ein Baum.» Da Kinder im Vorschulalter oft noch nicht zwischen Realität und Phantasie, also realen und irrealen Ängsten, unterscheiden können, nehmen sie solche Sprüche von Erwachsenen unter Umständen für bare Münze. Auf der anderen Seite können tröstlich gemeinte Aussagen wie «Du brauchst keine Angst vor dem grossen Hund zu haben» bei ängstlichen Kindern dazu führen, dass sie sich der potenziellen Bedrohung erst in diesem Moment bewusst werden und Angst bekommen.

Umgang mit Angst

Die Reaktion der Eltern hat einen grossen Einfluss darauf, ob und wie ein Kind lernt, seine Ängste zu bewältigen. Für ein Kind, das sich fürchtet, sind Bemerkungen wie «Jetzt tu doch nicht so!» oder «Führ dich nicht auf wie ein Baby!» ein Schlag ins Gesicht. Es fühlt sich unverstanden und mit seiner Angst alleingelassen, was diese verstärken kann. Sandra Koenig Heuer empfiehlt Eltern, feinfühlig auf ihr verängstigtes Kind einzugehen, ihm zu verstehen zu geben, dass Ängste normal sind, und sich ihm zuzuwenden, ohne jedoch die Angst zu verstärken. «Das ist manchmal ein Balanceakt», weiss die Fachfrau. Die Eltern sollen zuversichtlich sein, dass sie ihr Kind unterstützen können und es ihm gelingen wird, seine Angst zu bewältigen. Denn Kinder spüren, wenn ihre Eltern ihnen etwas zutrauen. Akzeptieren die Eltern, dass Ängste oft in bestimmten Phasen auftreten, fällt es ihnen leichter, gelassen damit umzugehen.

Einfache Hilfsmittel

Nicht hilfreich ist es, wenn die Eltern zu stark auf die Angst reagieren, das Kind übertrieben beruhigen oder so sehr unterstützen wollen, dass es das Gefühl bekommt, die Situation ohne die Eltern nicht mehr meistern zu können. «Besser ist es, wenn die Eltern den Fokus auf die Bewältigung der Angst legen und dem Kind praktische Unterstützung bieten. Bei der Suche nach Hilfsmitteln können die Eltern ihr Kind ruhig einbeziehen», erklärt die Expertin für Angststörungen. Einem Kind, das sich vor der Dunkelheit fürchtet, kann ein Nachtlicht helfen oder wenn das Licht im Gang angelassen wird, einem Kind, das nachts Angst vor Monstern hat, ein mit Wasser gefüllter Zerstäuber, den es im «Notfall» zur Vertreibung einsetzen kann.

Ängstliche Kinder nicht in Watte packen

Ist ein Kind ängstlich, sind Eltern manchmal versucht, es vor jeder Situation zu bewahren, die Angst auslösen könnte. Sandra Koenig Heuer rät davon ab, Kindern jeden Stein aus dem Weg zu räumen: «So verunmöglicht man dem Kind die Erfahrung, dass Angst ein normales Gefühl ist und es in der Lage ist, sie zu bewältigen.» Es ist aber auch nicht sinnvoll, wenn Eltern ängstliche Kinder unter Druck setzen, damit sie ihre Angst möglichst schnell überwinden. Kinder brauchen Ermutigung und Unterstützung statt Druck.

Wenn Angst zu einer Störung wird

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter. Zirka 11 von 100 Kindern leiden daran. Von einer Angststörung spricht man dann, wenn der Leidensdruck für das Kind gross und die Angst untypisch für die momentane Entwicklungsphase ist, wenn die Angst sehr lange anhält oder die normale Entwicklung des Kindes behindert und Probleme in seinem Umfeld auslöst. Beispiele dafür sind Kinder, die sich weigern, in den Kindergarten zu gehen, weil sie sich noch nicht von den Eltern trennen können, oder Kinder, die aus Angst vor Hunden nicht mehr draussen spielen möchten. Sandra Koenig Heuer rät verunsicherten Eltern, das Gespräch mit einer Fachperson zu suchen. Kinder mit Angststörungen sind auf fachliche Unterstützung angewiesen, weil sie sonst Gefahr laufen, immer mehr Situationen nicht bewältigen zu können.

Die Therapie

Die Therapie der Wahl bei Angststörungen ist die kognitive Verhaltenstherapie. Dabei versucht die Therapeutin, zusammen mit dem Kind und den Eltern ein Erklärungsmodell zu entwickeln, um zu verstehen, wie die Angststörung entstanden ist und wie sie aufrechterhalten wird. In kleinen Schritten wird das Kind mit angstauslösenden Situationen konfrontiert und lernt, wie es sie aushalten und bewältigen kann. «Um das Kind nicht zu überfordern, beginnen wir mit leichter zu ertragenden Situationen und steigern die Schwierigkeit allmählich», erklärt Sandra Koenig Heuer. Das Kind lernt zudem Methoden kennen, die ihm im Umgang mit Angst helfen, wie zum Beispiel Entspannungstechniken oder die Konzentration auf ermutigende Gedanken. Je jünger ein Kind mit Angststörungen ist, desto stärker werden die Eltern in der Regel in die Therapie involviert.

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Info zur Angst

In der Evolution spielt Angst eine überlebenswichtige Rolle. Angst bereitet den menschlichen Körper darauf vor, schnell auf eine bedrohliche Situation, zum Beispiel das Auftauchen eines wilden Tieres, zu reagieren, sei es durch Flucht oder durch Kampf. Obwohl sich Kinder heute nicht mehr vor Bären oder Löwen fürchten müssen, ist Angst ein grosses Thema. Fachpersonen gehen davon aus, dass Angst in einem gesunden Mass für die Entwicklung des Kindes förderlich ist und es zum Beispiel davor schützt, sich in gefährliche Situationen zu begeben.

Gute Frage: Wird Ängstlichkeit vererbt?

Ängstliches Temperament kann von einer Generation an die nächste vererbt werden. Kinder von ängstlichen Eltern sind daher meist auch eher ängstlich. Da Kinder aber vor allem am Modell ihrer Eltern lernen, hat besonders der Umgang der Eltern mit ihren eigenen Ängsten grossen Einfluss darauf, wie ihre Kinder mit Ängsten fertigwerden.