Neu empfohlene Impfung schützt vor Rotavirusinfektion

Rotavirus-Impfung

Seit Anfang 2024 empfehlen die Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF und das Bundesamt für Gesundheit BAG eine ergänzende Impfung gegen Rotaviren. Weshalb diese Impfung sinnvoll ist, erklärt Dr. Pierre-Alex Crisinel, pädiatrischer Infektiologe und Leiter der Abteilung für pädiatrische Infektiologie und Vakzinologie am CHUV in Lausanne.

Dr. med. Pierre-Alex Crisinel, pädiatrischer Infektiologe und Leiter der Abteilung für pädiatrische Infektiologie und Vakzinologie, CHUV, Lausanne

Wie äussert sich eine Infektion mit Rotaviren?

Das Virus infiziert die Darmschleimhaut und stört die Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrung. Die Krankheit führt vor allem zu Fieber, Erbrechen und Durchfall. Bei Kleinkindern besteht das Risiko einer Dehydrierung, wenn der Flüssigkeitsverlust aufgrund von Erbrechen und Durchfall nicht ausreichend durch eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr ausgeglichen wird. Bei hospitalisierten Kindern hören Fieber und Erbrechen in der Regel nach zwei bis drei Tagen und der Durchfall nach vier bis fünf Tagen auf.

Wie wird das Virus übertragen?

Das Rotavirus wird von Mensch zu Mensch übertragen, entweder über den Kontakt mit Stuhl oder Erbrochenem von Infizierten oder über Tröpfchen in der Luft.

Warum stecken sich fast alle Kinder in den ersten zwei Lebensjahren mit Rotaviren an?

Die Infektionsrate ist in diesem Alter so hoch, weil Säuglingen der Immunschutz fehlt und es schwierig ist, eine Ausbreitung von Infektionen durch die üblichen Hygienemassnahmen einzuschränken.
Das Risiko einer schweren Infektion ist zwischen 3 und 24 Monaten am höchsten. Die Übertragung von Antikörpern von der Mutter auf das Ungeborene am Ende der Schwangerschaft und Stillen helfen, die Schwere der Krankheit während der ersten drei Lebensmonate zu begrenzen. Nach dem 24. Lebensmonat haben die meisten Kinder die Krankheit durchgemacht und sind durch ihr eigenes Immunsystem geschützt.

Jedes Jahr werden in der Schweiz rund 1000 Kinder unter fünf Jahren aufgrund einer Rotavirus-Infektion im Spital behandelt. Warum ist das so?

Diese Kinder müssen im Spital behandelt werden, weil sie ein Risiko haben, auszutrocknen. Je jünger ein Kind ist, desto schneller kann es dehydrieren. Wenn es sehr viel erbricht, ist es für die Eltern oft nicht möglich, ihm zuhause genügend Flüssigkeit zu verabreichen. Im Spital ist dies über eine Magensonde oder intravenös möglich. Eine antivirale Behandlung der Krankheit gibt es nicht.

Seit Anfang 2024 empfehlen die Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF und das Bundesamt für Gesundheit BAG die Rotavirusimpfung als ergänzende Impfung für Säuglinge. Was sind die wichtigsten Gründe dafür?

Mit der Impfung können Hospitalisationen effektiv verhindert werden. Ausserdem lässt sich durch die Impfung eine häufige Krankheit verhindern, die zu zahlreichen Arztkonsultationen führt.

Die Impfung wird mit zwei und vier Monaten empfohlen. Warum so früh?

Eine frühzeitige Impfung gewährleistet einen Schutz während der Phase mit dem höchsten Risiko für schwere Infektionen. Die Impfung reduziert das Risiko einer Krankenhauseinweisung in den ersten beiden Lebensjahren um mehr als 80 %.

Wie erfolgt die Rotavirusimpfung?

Bei dieser Impfung handelt es sich um eine Schluckimpfung. Sie erfolgt im Alter von zwei und vier Monaten als Schluckimpfung über den Mund. Der Impfstoff kann gleichzeitig mit den Basisimpfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Haemophilus influenzae Typ b, Polio, Hepatitis B und Pneumokokken verabreicht werden. Es sind also keine zusätzlichen Arzttermine notwendig, um ein Kind vor einer Ansteckung mit dem Rotavirus zu schützen.

Sind so viele Impfungen gleichzeitig für das Baby keine Überforderung?

Nein, die Rotavirusimpfung wurde in zahlreichen Studien auf ihre Sicherheit überprüft. Heutige Impfstoffe sind hochrein und enthalten eine beschränkte Zahl von Antigenen. Säuglinge sind täglich über die Nahrung und die eingeatmete Luft einer hohen Zahl von allergieauslösenden und infektiösen Antigenen ausgesetzt, die jene der Impfung deutlich überschreitet.

Werden die Kosten der Rotavirusimpfung von den Krankenkassen übernommen?

Ja.