Tipps rund um den Nuggi

Nuggi

Babys haben ein starkes Saugbedürfnis. Im Interview erklärt die Stillberaterin Therese Röthlisberger, was Eltern zum Thema Nuggi wissen müssen.

Therese Röthlisberger, Stillberaterin

Warum nuggeln Babys?

Babys beruhigen sich dadurch und finden so leichter in den Schlaf. Die Natur hat vorgesehen, dass sie ihr Saugbedürfnis an der Mutterbrust stillen. So wird auch die Milchbildung angeregt und aufrechterhalten.

Was löst Saugen beim Baby aus?

Sein Körper schüttet Hormone und Endorphine aus. Diese wirken schmerzlindernd, trösten es, helfen ihm beim Einschlafen und tragen zur Regulierung der Verdauung bei.

Behindert ein Nuggi das Stillen?

Das Saugen am Nuggi und an der Brust unterscheiden sich. Beim Nuggi muss sich der Mundraum des Babys dem vorgeformten Fremdkörper anpassen. Das kann das Saugverhalten an der Brust beeinträchtigen, zu ungenügender Milchentnahme und zu Stillproblemen führen.

Sollen Babys einen Nuggi erhalten?

Es ist wichtig, dass das Baby sein Saugbedürfnis befriedigen kann. Es soll einen Nuggi erhalten, wenn es von der Mutter getrennt ist, sehr unruhig ist, nicht gestillt wird oder die Mutter Schmerzen an der Brust hat und das Kind nicht nuggeln lassen möchte. Frühgeborene auf der Neonatologie brauchen häufig einen Nuggi. Auch von der Mutter getrennten, fremdbetreuten Kindern hilft der Nuggi, sich zu beruhigen und in den Schlaf zu finden.

In welchen Situationen können Eltern den Nuggi einsetzen? Wann nicht?

Grundsätzlich empfehle ich, den Nuggi überlegt einzusetzen. Er ist zum Beispiel sinnvoll, wenn ein kleines Baby nach dem Stillen oder dem Trinken der Flasche immer noch unruhig ist, saugen möchte und sich durch Tragen, Streicheln oder leises Sprechen nicht entspannen kann. Ebenfalls empfehlenswert ist der Nuggi in Trennungssituationen. Wenn ein Kind den Nuggi immer bei Zeichen von Unruhe erhält, gewöhnt es sich ans Lutschen. Exzessives Saugen am Nuggi und am Daumen können sich auf die Zahnstellung, den Gaumen und die Sprachentwicklung auswirken. Kinder, die den Nuggi oft im Mund haben, machen zudem weniger sensitive Erfahrungen mit den Lippen, spielen weniger mit der Zunge und brabbeln weniger.

Wann sollte man ein Kind vom Nuggi entwöhnen?

Manche Kinder müssen bis weit über den dritten Geburtstag hinaus saugen, um sich zu regulieren, zu entspannen und in den Schlaf zu finden. Ab dem ersten Geburtstag sollen die Eltern das Kind so begleiten, dass es den Nuggi beim Essen und Spielen nicht benutzt. Später erhält es ihn zum Beispiel nur noch beim Autofahren und zur Beruhigung oder wenn es sich weh getan hat. Irgendwann bleibt der Nuggi im Bett und ist nur noch am Abend einen Moment verfügbar, um zur Ruhe zu kommen und einzuschlafen.

Wie klappt es mit der Abgewöhnung am besten?

Wenn Kinder den Nuggi schrittweise weniger zur Verfügung haben, entwöhnen sie sich natürlich davon. Es macht für die Zahn- und Mundgesundheit einen grossen Unterschied, ob Kleinkinder den Nuggi immer wieder über Stunden im Mund haben, oder ob sie ihn einfach noch vor dem Schlafen einen Moment erhalten.
Ich rate davon ab, einem Kind, das sich stark an das Lutschen am Nuggi gewöhnt hat, diesen von einem Moment auf den anderen wegzunehmen und ihn dem Samichlaus oder der Nuggifee mitzugeben. Wir alle wissen, wie schwer es ist, Gewohnheiten oder Laster wie zum Beispiel das Rauchen aufzugeben. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, ihr Kind achtsam und verständnisvoll im Umgang mit dem Nuggi zu begleiten. Der Nuggi soll nicht zu Machtkämpfen führen.

Weitere Informationen zum Thema:
Tipps von der Stillförderung Schweiz

Haben Sie gewusst, dass Sie in den ersten vier Monaten den Nuggi nicht an einer Kette befestigen sollten? Aufgrund des Gewichts der Nuggikette kostet es das Baby viel Kraft, den Nuggi im Mund behalten zu können.
Filed under: Erziehung

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Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.