In Form nach der Geburt

Nach einer Geburt die überflüssigen Pfunde loszuwerden ist gar nicht so einfach. Wie es ein bisschen leichter geht, erklärt Marianne Botta Diener im Interview.

Warum ist es völlig normal, dass die Waage nach einer Geburt mehr anzeigt als vor der Schwangerschaft?

Nach den ersten drei Schwangerschaftsmonaten haben die meisten Frauen mehr Appetit. Oft lässt die Disziplin bei der Ernährung in der Schwangerschaft nach, weil man ja ohnehin zunehmen wird. Viele Schwangere essen mit Genuss und mehr als sonst. Der Körper der Frau speichert ein paar Kilo Fett um Bauch und Hüften als Reserve für die Stillzeit. Für unsere Urahnen war das sehr hilfreich, weil sie nicht wussten, wann wieder eine Hungersnot kommen würde. Dank der Fettpolster war die Ernährung des Babys auch in schwierigen Zeiten gesichert. Im Zeitalter des Nahrungsüberflusses ist dieser Mechanismus natürlich sehr heimtückisch.

Marianne Botta, Lebensmittelingenieurin, Buchautorin und achtfache Mutter aus Riggisberg

Viele Hollywood-Stars sind nach einer Geburt im Nu wieder schlank. Wie lange dauert es bei Normalsterblichen?

In der Regel braucht eine Frau nach der Geburt neun bis zwölf Monate, um wieder wie früher auszusehen. Mit jedem Kind wird es ein bisschen schwieriger. Bei Stars, die ständig im Rampenlicht stehen, geht das mit Fettabsaugen und Bauchdeckenstraffung während des Kaiserschnitts, mit Ernährungscoach, Personal Trainer und eiserner Disziplin natürlich etwas schneller. Diese Massnahmen sind jedoch mit dem Stillen meist nicht vereinbar.

Ist Abnehmen während der Stillzeit klug?

Ich würde keiner Frau eine strenge Diät empfehlen. Unser Fettgewebe ist ein Speicher für Schadstoffe. Diese gehen beim Abnehmen in die Muttermilch über. Ein rascher Gewichtsverlust wäre nicht klug. Realistisch ist, ein Kilo pro Monat zu verlieren. Stillt eine Frau voll, sind sechs Kilo in sechs Monaten bei vernünftiger Ernährung meist kein Problem. Auf keinen Fall würde ich einer Stillenden Dinner- Cancelling empfehlen. Das würde die Milchproduktion drosseln, so dass die Milch nachts nicht reicht und das Baby immer wieder nach der Brust verlangt. Bei mir habe ich festgestellt, dass Abnehmen in den ersten drei Monaten nach der Geburt besonders schwierig ist. Grund dafür sind der Stress in der ersten Zeit, die Hormonumstellung und der Schlafmangel.

Würden Sie einer frischgebackenen Mutter also raten, sich mit dem Abnehmen Zeit zu lassen?

Sicher ist es nicht sinnvoll, sich durch die überflüssigen Kilo stressen zu lassen. Stress führt dazu, dass wir Fett bunkern. Ich glaube, es ist eine Gratwanderung zwischen sich Zeit lassen und sich nicht gehen lassen. Ein Neugeborenes ist kein Freipass, sich nicht mehr zu pflegen. Man kann auch mit ein paar Pfunden zu viel um den Bauch und die Hüften darauf achten, gepflegt auszusehen.

Während der Stillzeit sollte eine Frau genug trinken. Wie viel ist empfehlenswert?

Stillende trinken am besten regelmässig über den Tag verteilt. Um 1 bis 1,3 Liter Milch pro Tag zu produzieren, braucht die Frau genügend Flüssigkeit. Ob der Flüssigkeitshaushalt im Lot ist, erkennt man am besten am Urin. Ist dieser hell und fast geruchlos, ist alles in Ordnung. Nicht klug wäre es, sich zum Trinken zu zwingen und mehr zu trinken, als der Durst verlangt. Das würde bewirken, dass die Milchproduktion zurückgeht.

Viele Mütter von Babys und Kleinkindern haben Mühe mit dem Halten ihres Gewichts. Warum ist das so?

Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Kinder haben schneller wieder Hunger als Erwachsene und brauchen zum Beispiel einen Zvieri. Ich finde es gut, wenn sich die Mutter zu den Kindern setzt, aber vielleicht nur etwas trinkt, wenn sie keinen Hunger hat. Kinder sollen auch lernen, dass es in Ordnung ist, nichts zu essen, wenn man nicht hungrig ist. Übrigens brauchen auch Kinder nicht ständig etwas zum Knabbern. Eltern sollten ihre Kinder daran gewöhnen, dass es zwischen den Mahlzeiten eine Pause von mindestens drei Stunden gibt. Sie müssen also nicht immer etwas zum Essen dabei haben, wenn sie aus dem Haus gehen. Viele Mütter überschätzen zudem die Bewegung, die sie mit ihrem Kind haben. Bei einem kurzen Spaziergang zum Spielplatz mit einem zweijährigen Kind verbrennt man leider nicht viele Kalorien.

Welches sind die typischen Ernährungsfallen, die zu Übergewicht führen können?

Manche Familien richten ihren Menüplan immer mehr nach den Wünschen der Kinder, um Diskussionen am Tisch zu vermeiden. Pizza, Chicken-Nuggets und Würstchen sind aber kalorienreich und nicht ausgewogen. Kinder müssen von den Eltern lernen, was eine ausgewogene Ernährung ausmacht. Sie haben zudem ein sehr gutes Sättigungsgefühl und essen deshalb oft nicht alles auf. Können Eltern diesen Resten nicht widerstehen, zeigt sich das langfristig auf der Waage. Auch nicht sinnvoll ist es, sich regelmässig mit Süssigkeiten oder Alkohol für einen anstrengenden, manchmal auch frustrierenden Tag zu belohnen. Beides hat viele Kalorien und soll mit Mass konsumiert werden.

Tipps: So werden Sie die überflüssigen Pfunde wieder los

  • Essen Sie nur dreimal pro Tag.
  • Verzichten Sie auf Zwischenmahlzeiten.
  • Essen Sie ausgewogen mit viel Früchten, Gemüse und Salat.
  • Trinken Sie zuerst etwas, wenn Sie Lust auf Essen haben.
  • Schöpfen Sie sich immer einen halben Teller voll Gemüse, Salat oder Früchte.
  • Achten Sie auf einen ausgewogenen Blutzuckerspiegel, z.B. indem Sie Vollkornprodukte bevorzugen.
  • Seien Sie bei Süssigkeiten und Süssgetränken sowie bei Fett zurückhaltend.
  • Schlafen Sie viel (im Schlaf wird das Sättigungshormon Leptin ausgeschüttet).
  • Tun Sie sich etwas zuliebe und gönnen Sie sich zum Beispiel mal eine Massage.
  • Stellen Sie eine Duftlampe mit Zitrusfruchtaroma auf; das wirkt appetitdämpfend.
  • Lassen Sie sich mit der Gewichtsabnahme neun bis zwölf Monate Zeit.

Haben Sie gewusst,

dass eine Frau während der Stillzeit rund 500 bis 600 Kalorien zusätzlich verbrennt? Etwa die Hälfte davon bezieht der Körper aus dem Fettgewebe, den Rest aus den zusätzlich zugeführten Kalorien. Es reicht also, in der Stillzeit täglich ein Joghurt, einen Apfel und eine Birne mehr zu essen.