Gefahr Kleinteile

Kleinteile können für Babys und Kleinkinder zu einer Gefahr werden, wenn sie in die Nase oder in die Ohren gesteckt oder verschluckt werden. Hier ein paar Tipps, die Eltern für den Notfall kennen sollten.

Wenn sich ein Kind ein Kleinteil in die Nase stopft, irritiert oder verletzt es die Nasenschleimhaut, was zu einer Schwellung führt, so dass das Kleinteil oft feststeckt und nicht wieder von selbst aus der Nase fällt. Die Entfernung ist manchmal schwierig. Dr. Verena Meier-Gallati, Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten an der Andreas-Klinik in Cham, empfiehlt: «Eltern sollten auf keinen Fall versuchen, ein in die Nase gestopftes Kleinteil zu Hause selber zu entfernen. Das hätte eine weitere Irritation der Nase zur Folge und würde das Kind traumatisieren.» Besser ist es, das Kind möglichst zu beruhigen und darauf zu achten, dass es in aufrechter Position bleibt. «Beim Hinlegen könnte das Kleinteil über die hinteren Nasenlöcher in den Rachen und dann in die Lunge geraten», erklärt die Spezialistin. Besonders gefährlich sind kugelförmige Teilchen mit glatter Oberfläche. Hat sich ein Kind ein solches Teil in die Nase gesteckt, rät sie Eltern, das Kind sofort aufrecht sitzend zum Notfallarzt zu bringen.

Vorbereitet zum Arzt

Für den Notfallarzt ist es sehr hilfreich, wenn die Eltern ein identisches Kleinteil (z.B. gleiche Perle) mitbringen. So kann er das richtige Instrument zur Entfernung wählen. Oft sind Kleinteile bei der Untersuchung nur noch teilweise zu erkennen. Bei weit nach oben geschobenen Fremdkörpern braucht es meistens einen Hals-Nasen-Ohren-Facharzt, da dieser über die entsprechende Ausrüstung (Lichtquellen und spezielle Instrumente) verfügt. Das Kind sollte nach dem Unfall nicht mehr essen und trinken, falls eine Kurznarkose zur Entfernung des Gegenstands notwendig sein sollte. Diese Empfehlung gilt auch, wenn sich das Kind etwas ins Ohr stopft. Auch hier sollten die Eltern nicht selber Hand anlegen. Manchmal sind die Eltern nicht ganz sicher, ob sich ihr Kind tatsächlich etwas in die Nase gesteckt hat. Dr. Meier-Gallati empfiehlt in dieser Situation ebenfalls die Absprache mit dem Arzt. Tritt ein paar Tage später eine einseitige, eitrige Nasenentzündung auf, könnte dies ein Hinweis auf einen Fremdkörper sein.

Die Entfernung

Steckt das Teilchen im Nasengang fest, wird der Notfallarzt in der Regel zuerst die Nasenschleimhaut mit abschwellenden Nasentropfen behandeln. Wenn die Schwellung zurückgeht, ist es möglich, dass das Teilchen mit einem speziellen Instrument leicht entfernt werden kann. Kugelförmige Teile mit glatter Oberfläche sind oft schwer zu greifen und müssen meist mit einem Sauger herausgeholt werden. Ungleichmässig geformte Teilchen (z.B. Playmobilteile) sind meistens gut mit einer kleinen Zange fassbar. Bei gut kooperierenden Kindern ist dieser kleine Eingriff kein Problem. Schwer zu entfernen sind Weidenkätzchen, Früchte und Nüsse, da diese an der Schleimhaut kleben. In diesen Fällen kann die Entfernung schmerzhaft sein, und häufig ist eine Kurznarkose notwendig. Manchmal gelingt es dem Arzt nicht, das Teilchen zu entfernen, weil es bereits vom Rachen über die Speiseröhre in den Magen gerutscht ist. Das ist der bessere Fall, weil das Kind das Teilchen mit dem Stuhl ausscheiden wird. «Kleine Perlen oder Plastikteilchen können den Darm meist problemlos passieren. Bei Münzen, die grösser sind als ein Einfrankenstück, besteht die Gefahr, dass das Teil im Magen stecken bleibt und vom Arzt herausgeholt werden muss», sagt Dr. Patrick Imahorn, Leitender Arzt am Kinderspital Luzern.

Gefährliches Verschlucken

In den ersten drei Lebensjahren funktioniert der Schluckreflex weniger effizient als bei Erwachsenen. Deshalb besteht bei Kindern in diesem Alter ein besonders grosses Risiko, dass ein in die Nase geschobenes Teilchen in die Lunge gerät. Auch wenn sich ein Kind an einem Kleinteil (z.B. Erdnuss) verschluckt, kann dieses zum Geschoss werden und am Kehldeckel vorbei in die Lunge/Bronchien gesaugt (aspiriert) werden. Von dort muss es in Vollnarkose mittels eines speziellen Instrumentes (Bronchoskop) entfernt werden, um eine Lungenentzündung zu verhindern. Heftiger Husten beim Verschlucken, Atemnot und Pfeifen beim Atmen im Anschluss an eine solche Episode sind Hinweise darauf, dass ein Fremdkörper in die Lunge geraten sein könnte, und das Kind sollte notfallmässig zum Arzt.

Hilfe im Notfall

Hat ein Baby oder Kleinkind ein Kleinteil verschluckt und läuft blau an, empfiehlt Patrick Imahorn folgendes Vorgehen: Die Eltern sollten sofort die Ambulanz (Tel. 144) alarmieren oder selber in ein nahe gelegenes Spital oder zum Arzt gehen. Sie können vorsichtig versuchen, das verschluckte Teil mit den Fingern aus dem Mund zu holen. Bleibt dies ohne Erfolg, dreht man das Kind auf den Bauch und hält seinen Kopf schrägt nach unten. Mit der flachen Hand klopft man zwischen den Schulterblättern auf den Rücken. So kann man oft einen Hustenstoss auslösen, damit der Fremdkörper herauskommen kann.

Tipps zur Prävention von Unfällen mit Kleinteilen

  • Halten Sie sich an die Warnhinweise der Spielzeughersteller.
  • Sensibilisieren Sie ältere Geschwister auf die Gefahr, die von Kleinteilen ausgehen kann.
  • Lassen Sie Ihr Kind niemals mit vollem Mund herumlaufen und verlangen Sie, dass es am Tisch isst.
  • Geben Sie Ihrem Kind in den ersten drei Lebensjahren keine Erdnüsse.