Fieber – was tun?

Fieber Kleinkind

In den ersten Lebensjahren haben Kinder immer wieder mal Fieber. Georg Staubli erklärt, weshalb dies kein Grund zur Panik ist.

Kind hat Fieber

Dr. Georg Staubli, Chefarzt, Notfallstation des Universitäts-Kinderspitals Zürich

Ab wann spricht man von Fieber?

Wenn sich die Körpertemperatur gemessen im After oder in der Achselhöhle auf 38 °C erhöht.

Wie entsteht Fieber?

Meist sind Viren oder Bakterien die Ursache. Fieber ist eine Abwehrreaktion des Körpers. Man nimmt an, dass der Körper Fieber entwickelt, um gegen einen Infekt anzukämpfen. Bekannt ist zum Beispiel, dass Kinder, die an Windpocken erkrankt sind und bei denen das Fieber konsequent gesenkt wird, etwas länger krank sind als Kinder, bei denen keine fiebersenkenden Massnahmen ergriffen werden. Dafür ist es den Kindern, bei denen das Fieber gesenkt wird, während der Erkrankung deutlich wohler. Sie haben weniger Schmerzen, schlafen und trinken besser.

Oft entwickeln Babys und Kleinkinder eine sehr hohe Körpertemperatur. Wie gefährlich ist Fieber?

Fieber ist ein Symptom und in der Regel kein Grund zur Sorge. Fieber ist erst dann gefährlich, wenn andere Symptome dazukommen, für die keine Ursache gefunden wird. Wenn das Kind trotz Fieber trinkt, isst, nicht erbricht, spielt und nicht über Schmerzen, zum Beispiel über Kopf- oder Bauchweh klagt, muss das Fieber nicht gesenkt werden und das Kind nicht zum Arzt. Einzige Ausnahme sind Babys bis drei Monate. In den ersten drei Lebensmonaten sollte das Baby von einem Arzt untersucht werden, wenn es Fieber hat. Wichtig ist aber, dass man bei den Kleinsten die Temperatur richtig misst.

Welche Methode ist denn am genausten?

In den ersten drei Lebensmonaten rate ich, das Fieber immer im After zu messen, da die Messung im Ohr ungenau ist. Später spielt die Genauigkeit der Temperaturmessung keine entscheidende Rolle mehr, und die Eltern können das Fieber mit einem digitalen Thermometer in der Achselhöhle oder auch im Ohr messen.

Wann empfehlen Sie fiebersenkende Massnahmen?

Wenn sich das Kind nicht wohlfühlt, über Kopf- oder Bauchschmerzen klagt, nicht trinkt und auch nicht mehr spielen mag. Fieber lässt sich zum Beispiel mit Zäpfchen, Suspensionen, Sirup, Tröpfchen, Tabletten, aber auch mit Hausmitteln senken.

Wann ist bei Kindern ab drei Monaten, die Fieber haben, ein Arztbesuch angezeigt?

Wenn das Fieber länger als drei Tage anhält, der Allgemeinzustand des Kindes sich verschlechtert, das Kind erbricht oder apathisch wirkt und nicht mehr trinkt oder spielt. Ist dies nicht der Fall, rate ich beunruhigten Eltern während der telefonischen Notfallbesprechung immer dazu, zuerst das Fieber zu senken und zu beobachten, ob es dem Kind nach etwa 45 Minuten besser geht. Zeigt sich durch die Fiebersenkung keine Besserung des Allgemeinzustandes, ist ein Arztbesuch empfehlenswert.

Was müssen Eltern sonst noch wissen?

Kinder mit Fieber sollten viel trinken. Für jedes Grad Fieber braucht das Kind einen Deziliter Flüssigkeit zusätzlich. Ich empfehle hier, dem kranken Kind leicht gezuckerte Getränke anzubieten, wie zum Beispiel Sirup oder gesüssten Tee. Denn oft essen sie fast nichts mehr, was kein Grund zur Sorge ist, aber zu einer Unterzuckerung führen kann, wenn sie während Tagen nur Wasser trinken. Eine Unterzuckerung bewirkt, dass sich das kranke Kind schlapp fühlt und langsamer erholt. Babys kann man Flüssigkeit mit einem Löffelchen anbieten oder in den Mund spritzen. Wichtig ist auch, dass kranke Kinder nicht zu warm angezogen oder zugedeckt werden. Das wäre kontraproduktiv und könnte zu einem Wärmestau führen. Wenn sich das Kind trotz Fieber wohlfühlt, muss es nicht das Bett hüten. Die meisten kranken Kinder brauchen eine Extraportion Zuwendung.

Hausmittel, die bei Fieber helfen

  • Essigsocken: Tauchen Sie zwei Herrentaschentücher in Essig- oder Zitronenwasser, das kälter als 36 °C ist. Wringen Sie sie gut aus. Legen Sie die Tücher um die Waden und Füsse des Kindes. Ziehen Sie ein Paar Socken für Erwachsene darüber. Achtung: Diese Methode darf nur angewendet werden, wenn das Kind warme Füsse hat. Bei kalten Füssen kann keine Wärme abgeleitet werden.
  • Reiben Sie den Körper Ihres Kindes mit einem nassen Schwamm ab; das wirkt ebenfalls fiebersenkend.

Krankes Kind

Filed under: Gesundheit

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Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.