Mithilfe im Haushalt

Staubsaugen, Wäsche aufhängen oder Putzen macht den meisten kleinen Kindern Spass. Gleichzeitig lernen sie viel fürs Leben.

Im Vorschulalter helfen die meisten Kinder gerne und freiwillig im Haushalt mit, weil sie gross sein wollen und sich ernst genommen fühlen, wenn die Eltern sie am richtigen Leben teilhaben lassen. «Für kleine Kinder ist Hausarbeit eben keine Arbeit, sondern eine erweiterte Form des Spiels», erklärt die Erziehungsberaterin und Buchautorin Sarah Zanoni aus Aarau. Sie empfiehlt Eltern, ihre Kinder möglichst früh im Haushalt mit anpacken zu lassen, auch wenn alles etwas länger dauert und das Resultat vielleicht nicht ganz so perfekt ist. «Schliesslich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Die Routine kommt erst durch viel Üben einer Tätigkeit. Im Gegensatz zu grösseren Kindern oder Erwachsenen sind sehr junge Kinder meist extrem geduldig, wenn es um das Wiederholen von Tätigkeiten geht», erklärt die Fachfrau. Jüngere Kinder können sich in eine Tätigkeit versenken und sich gleichzeitig dabei entspannen und erholen. Eltern sollen ihrem Kind Zeit geben, auch wenn das Staubsaugen oder Aufräumen dann halt etwas länger dauert. «Das Mehr an Zeit, das sie jetzt aufwenden, sparen Eltern später, wenn ihr Kind selbständiger geworden ist und weniger Betreuung und Aufsicht braucht. Und genau dies tritt umso früher ein, je früher ein Kind diese Dinge lernen durfte», ergänzt Sarah Zanoni. Ermutigen die Eltern ihr Kind nicht schon von klein auf, im Haushalt mitzuhelfen, dürfen sie nicht erwarten, dass es als Teenager plötzlich ein Ämtli übernimmt.

Profitieren fürs Leben

Wird ein Kind früh bei der Hausarbeit einbezogen, profitiert es in vielerlei Hinsicht. Sein Gemeinschaftssinn (Sozialkompetenz) wird gefördert, wenn sich alle gemeinsam um das Familienleben kümmern. Es wird früher selbständig (Sachkompetenz). Und es baut ein gutes Selbstvertrauen auf (Selbstkompetenz). Es wird fit fürs Leben, weil es von klein auf lernt, wie man den Alltag bewältigt. Im Haushalt lernt es viele praktische Dinge, was sich auch positiv auf die Lernfähigkeit in der Schule auswirkt. Nicht zuletzt wird es sich als Erwachsener zu helfen wissen, und das gilt gleichermassen für Mädchen wie für Jungs. Ein Bub, der von klein auf beim Kochen helfen darf, wird später auch als Mann kochen. Ein Mädchen, das früh lernt, ein Velo zu flicken, wird auch als Frau nicht aufgeschmissen sein, wenn mal ein Reifen platt ist.

Was demotiviert

Manchmal nehmen Eltern ihrem Kind die Lust, im Haushalt mitzuhelfen, zum Beispiel wenn sie ihm alles aus der Hand nehmen, ihm nichts zutrauen und etwas lieber selber erledigen, weil es sonst zu lange dauert. Auch Bemerkungen wie «Du bist noch zu klein dafür», «Das kannst du nicht», «Du bist so ungeschickt» oder «Du könntest dir weh tun» wirken demotivierend auf das Kind und fördern sein Selbstvertrauen nicht. Ebenfalls frustrierend ist, wenn man das, was das Kind gerade erledigt hat, selber nachbessert. «Kinder brauchen Eltern, die sie gut anleiten und eine Zeit lang beaufsichtigen, insbesondere beim Hantieren mit Scheren, Messern und Streichhölzern. Sie müssen wissen, welche Dinge welche Gefahren bergen, und entsprechende Regeln beachten», weiss Sarah Zanoni. Eltern können ein Kind im Vorschulalter auch mit Hausarbeit überfordern, wenn sie von ihm erwarten, dass es selber an sein Ämtli denkt und die Aufgabe selbständig und perfekt erledigt. Das führt zu Frust auf beiden Seiten – mit dem Resultat, dass Mithelfen für das Kind zu einer verhassten Tätigkeit wird.

Wenn das Kind nicht mithilft

Manche Kinder wollen nicht von sich aus im Haushalt mit anpacken. Hier sieht Sarah Zanoni verschiedene Möglichkeiten. Die meisten Kinder sprechen sehr gut auf ein Anreizsystem an. Jedes Mal, wenn das Kind mithilft, erhält es einen Stempel oder einen Sticker auf eine Karte. Die Eltern sollten das Kind für die bereits gesammelten Sticker loben und immer wieder betonen, wie froh sie sind, dass es geholfen hat. Manchmal müssen sich Eltern einfach durchsetzen und Präsenz zeigen und zum Beispiel im Zimmer des Kindes bleiben, bis es seine Klötze oder Autos versorgt hat. «Das braucht Geduld, viel Ruhe und gute Nerven. Es soll nicht zu einem Machtkampf kommen. Das bringt nämlich nichts», erklärt die Erziehungsberaterin. Die Eltern können dem Kind auch ein Wettrennen anbieten: «Wer hat schneller seinen Teil aufgeräumt: du die Autos oder ich die Klötze?» Als dritte Möglichkeit empfiehlt Sarah Zanoni ein Ritual. Nach dem Zvieri – mit vollem Bauch klappt es am besten – machen die Eltern mit ihrem Kind eine Runde durchs Haus und spielen Spielzeugdetektive: «Wo liegen noch Spielsachen herum, die wir wegräumen müssen?»

Tipps: So motivieren Sie Ihr Kind zur Mithilfe

  • Ermutigen Sie Ihr Kind möglichst früh, im Haushalt mit anzupacken.
  • Seien Sie geduldig und geben Sie Ihrem Kind Zeit, seine Aufgabe zu erledigen.
  • Trauen Sie Ihrem Kind zu, dass es die Aufgabe bewältigen kann.
  • Begleiten Sie Ihr Kind bei neuen Arbeiten und weisen Sie es auch auf Gefahren hin, damit es sich nicht verletzt.
  • Legen Sie Ihren Perfektionismus ab und verzichten Sie darauf, etwas nachzubessern, was Ihr Kind nicht ganz perfekt erledigt hat.
  • Loben Sie Ihr Kind, wenn es eine Aufgabe erledigt hat.
  • Betonen Sie immer wieder, wie sehr Sie seine Mithilfe schätzen.
  • Falls es etwas noch nicht gut erledigt hat, sagen Sie ihm, was es beim nächsten Mal verbessern könnte.

Filed under: Erziehung

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Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.