Gesund durch die Schwangerschaft

Um die körperliche und geistige Entwicklung des Ungeborenen nicht zu beeinträchtigen, gilt es, während der Schwangerschaft einiges zu beachten.

Die folgenden Tipps tragen dazu bei, dass es der werdenden Mutter und ihrem Kind während der Schwangerschaft gut geht:

Alkohol

Alkohol geht nach dem Trinken ins Blut über, gelangt über die Plazenta zum ungeborenen Kind und kann die Entwicklung der Organe und der Nervenzellen schädigen. Dr. Monya Todesco Bernasconi, Chefärztin Geburtshilfe und Perinatalmedizin an der Frauenklinik am Kantonsspital Aarau, empfiehlt Frauen, während der Schwangerschaft ganz auf Alkohol zu verzichten: «Alkohol kann beim sich entwickelnden Baby bereits ab kleinsten Mengen schädlich sein.» Frauen, die in den ersten Wochen der Schwangerschaft Alkohol konsumierten, weil sie nicht wussten, dass sie in anderen Umständen sind, sollten sich jedoch nicht Vorwürfe machen oder in Panik geraten.

Autofahren

Beim Autofahren müssen werdende Mütter darauf achten, dass der Beckengurt unterhalb des Bauches verläuft. Hilfreich kann ein spezielles Sitzkissen sein, dank dem sich der Gurt sicher unterhalb des Bauches befestigen lässt. In den letzten Monaten der Schwangerschaft sollte die Schwangere möglichst wenig Auto fahren. Prallt sie mit dem Bauch auf das Lenkrad, besteht höchste Verletzungsgefahr. Fährt sie als Beifahrerin mit, ist ein möglichst grosser Abstand zum Airbag wichtig. Wegen der erhöhten Thrombose-Gefahr sind lange Autofahrten während der Schwangerschaft aber grundsätzlich nicht zu empfehlen. Wenn diese nicht zu vermeiden sind, soll auf regelmässige Pausen mit Spaziergang und auf einer guten Trinkmenge geachtet werden.

Ernährung

Bezüglich der Ernährung gibt es wenig Verbote. Nicht auf den Menüplan von Schwangeren gehören rohe Eier (z.B. in Tiramisu, Schokoladenmousse, rohem Teig oder selbstgemachter Mayonnaise), rohe Fleisch- und Wurstwaren, nicht ganz durchgegartes Poulet, Wild, Fisch oder Meeresfrüchte. Diese Lebensmittel können Salmonellen enthalten, die das werdende Kind schädigen können. Auch eine Infektion mit Listeriose-Erregern kann für den Fötus gefährlich sein und zu einer Fehlgeburt, einer Totgeburt oder zu schweren Erkrankungen führen. Deshalb sollten Schwangere konsequent auf folgende Lebensmittel verzichten: schimmelgereifte Käsesorten (z.B. Gorgonzola), Produkte aus Rohmilch, Produkte aus rohem Fleisch (Tatar), roher oder geräucherter Fisch (z.B. Rauchlachs, Sushi), abgepackte Salate mit Keimen und Sprossen. Ebenfalls gefährlich für den Fötus kann die Toxoplasmose sein, die durch einen Parasiten verursacht wird. Der Erreger findet sich in rohem oder haltbar gemachtem Fleisch (roher Aufschnitt, geräucherter Schinken), aber auch auf Obst, Gemüse oder Salat. Fleisch muss deshalb immer gut durchgebraten und Obst, Gemüse und Salat gründlich gewaschen und gegebenenfalls geschält werden. Da sich auch Vitamin A in grossen Mengen negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken kann, sollten Schwangere möglichst auf Leber und Leberprodukte verzichten.

Fieber und Hitze

Hohe Körpertemperaturen (über 39° C), verursacht durch Fieber, können vor allem in der frühen Phase der Schwangerschaft zu Fehlbildungen beim Kind, zu einer Fehlgeburt oder vorzeitigen Wehen führen. Schwangere sollten bei hohem Fieber ihre Ärztin oder ihren Arzt konsultieren. Saunabesuche, Dampfbäder und Vollbäder (Temperatur unter 38° C) sind entspannend und erlaubt, solange sich die Frau wohlfühlt. Ausgedehnte Saunabesuche und heisse Vollbäder sind jedoch nicht zu empfehlen.

Infektionen

Da das Immunsystem von Schwangeren aufgrund der hormonellen Umstellung leicht geschwächt ist, steigt die Anfälligkeit für Krankheiten. Grundsätzlich sollten Schwangere sich von Menschen mit ansteckenden Krankheiten (z.B. Grippe, Erkältungen etc.) fernhalten. Dr. Markus Hodel, Chefarzt Geburtshilfe und Fetomaternale Medizin am Geburtszentrum des Luzerner Kantonsspitals, dazu: «Einige Krankheiten, die bei nicht schwangeren Frauen meist keine grösseren Probleme verursachen, wie zum Beispiel eine Blasenentzündung oder eine Scheideninfektion, können während der Schwangerschaft zu ernsthaften Erkrankungen und zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen.» Ein grau-weißer Ausfluss, der schaumig oder dünnflüssig erscheint, und ein unangenehmer, fischiger Geruch oder Brennen beim Wasserlassen und roter Urin können auf eine vaginale Infektion oder eine Blasenerkrankung hindeuten. Kinderkrankheiten wie Röteln, Ringelröteln und Windpocken können eine ernste Gefahr für das Ungeborene darstellen. Schwangere sollten deshalb bei allen Anzeichen einer Erkrankung ihre Ärztin oder ihren Arzt konsultieren.

Koffein

Koffein verengt die Gefässe, wodurch die Versorgung der Plazenta mit Sauerstoff eingeschränkt wird, was wiederum das Wachstum des Kindes beeinträchtigen kann. Schwangere halten sich deshalb mit dem regelmässigen Genuss von koffeinhaltigen Lebensmitteln und Getränken besser zurück. Koffein ist zum Beispiel in Kaffee (max. drei Tassen pro Tag erlaubt), Schwarztee, Cola und Red Bull enthalten.

Lasten tragen

Das Heben von schweren Lasten kann den Druck auf den Beckenboden steigern, den Muttermund verkürzen, zu vorzeitigen Wehen, einem vorzeitigen Blasensprung und somit zu einer Frühgeburt führen. Anna Heldstab Indermaur, Hebamme in Berneck, erklärt: «Wenn die Gebärmutter der Schwangeren beim Tragen einer Last unruhig wird, ist das ein Zeichen dafür, dass diese zu schwer ist.» Insbesondere gegen Ende der Schwangerschaft sollte die Frau, wenn immer möglich, auf das Tragen von Einkaufstaschen oder schweren Gegenständen verzichten.

Medikamente

Da sich gewisse Arzneimittel negativ auf die Entwicklung des Ungeborenen auswirken können, sollten Schwangere nur im Notfall und in Absprache mit dem behandelnden Arzt Medikamente einnehmen. Dies gilt auch für pflanzliche Heilmittel. Beim Kauf von nicht verordneten Medikamenten muss auch der Apotheker über den Zustand informiert werden. Frauen, die vor der Schwangerschaft regelmässig Medikamente eingenommen haben, müssen dies auch weiterhin tun, eventuell aber die Dosis ändern.

Rauchen

Rauchen in der Schwangerschaft bedroht die Gesundheit von Mutter und ungeborenem Kind. Bei Raucherinnen kommt es häufiger zu Komplikationen in der Schwangerschaft. Dazu zählt zum Beispiel eine zu frühe Ablösung der Plazenta. Bei ihnen tritt auch öfter eine Fehl-, Früh- oder Totgeburt auf als bei Nichtraucherinnen. Tabakkonsum kann das Wachstum des Kindes beeinträchtigen und zu Fehlbildungen führen. Unter den Babys von Raucherinnen weist jedes fünfte ein sehr geringes Geburtsgewicht auf, wodurch sich das Risiko für Gesundheitsstörungen erhöht. Nicht zuletzt treten bei Kindern von Raucherinnen Lippen- oder Gaumenspalten häufiger auf.

Sport

Wenn die Schwangerschaft komplikationslos verläuft, sollte die werdende Mutter sportlich aktiv bleiben. Regelmässiges Training hält fit und kann Rückenproblemen, Wassereinlagerungen, zu starker Gewichtszunahme, Schwangerschaftsdiabetes und Depressionen entgegenwirken. Wichtig ist, dass sich die Schwangere nicht überanstrengt. Ideal ist moderater Ausdauersport wie Walking, Velofahren, Schwimmen, Pilates, Cantienica, Yoga oder leichtes Krafttraining. Ab der 20. Schwangerschaftswoche sollten Schwangere keine Rumpfbeugen mehr machen (gerade Bauchmuskeln). Die schräge und die seitliche Bauchmuskulatur sowie den Beckenboden darf bis zur Geburt gestärkt werden. Auf Hochleistungssport, Wettkämpfe, Sport bei grosser Hitze oder in einer Höhe von über 2500 Metern über Meer sowie auf alle Sportarten mit Verletzungs- oder Sturzrisiko sollten werdende Mütter jedoch verzichten.

Vitamine und Mineralstoffe

In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiss. In der Regel genügt es, ihn durch eine ausgewogene Ernährung zu decken. Eine Ausnahme bilden Vitamin B12, Folsäure, Vitamin D, Eisen und Jod. Folsäure beispielsweise trägt dazu bei, das Risiko für einen offenen Rücken (Spina bifida) zu senken. Folsäure sollte eine Frau bereits dann einnehmen, wenn sie plant, schwanger zu werden, weil die sogenannte Neuralplatte schon zwischen dem 18. und dem 26. Tag nach der Befruchtung entsteht. Aus dem sich daraus entwickelnden Neuralrohr bilden sich später das Rückenmark und das Gehirn. Viele Frauen wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie schwanger sind. Heute nimmt erst rund die Hälfte aller Schwangeren in der Schweiz Folsäure ein. Für Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere gibt es in der Schweiz spezielle Nährstoffpräparate, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Tipps zur Tierhaltung während der Schwangerschaft

  • Da sich im Katzenkot Toxoplasmose-Erreger befinden könnten, die für das Ungeborene gefährlich sein können, sollten Sie die Reinigung der Katzentoilette dem Partner überlassen oder Gummihandschuhe dabei tragen,
  • engen Kontakt zur Ihrer eigenen oder fremden Katzen meiden,
  • nach dem Streicheln die Hände gut waschen.

Filed under: Schwangerschaft & Geburt

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Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.