Die Doula unterstützt rund um die Geburt

Doula

Immer mehr werdende Eltern in der Schweiz nehmen die Unterstützung eine Doula in Anspruch. Im Interview erklärt Andrea Lang, Doula aus St. Gallen (www.geborgen-gebaeren.ch), was die Vorteile sind.

Andrea Lang Doula

Andrea Lang, Doula aus St. Gallen.

Was ist eine Doula, und welche Aufgaben übernimmt sie?

Die Doula Geburtsbegleiterin ist eine Fachperson, die werdende Mütter oder Eltern in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett als Vertraute begleitet. Das individuelle Angebot hängt von den Aus- und Weiterbildungen der Doula ab. Eine Doula informiert wertfrei, sodass das Paar Entscheidungen eigenverantwortlich treffen und die Geburt gestärkt angehen kann. Ihre Unterstützung konzentriert sich auf die emotionale und mentale Ebene.

Wie unterscheidet sich der Beruf der Doula von jenem der Hebamme?

Doula Geburtsbegleiterin ist kein medizinischer Beruf! Eine Doula verfügt idealerweise über umfangreiches Wissen rund um Schwangerschaft und Geburt, übernimmt jedoch keine Aufgaben oder Verantwortung bezüglich medizinischer Aspekte. Sie wird von der Schwangeren oder den werdenden Eltern verpflichtet und ist nicht vom Spital angestellt. Eine Doula ist keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zur Hebamme. Sie bleibt während der Geburt im Hintergrund und kümmert sich vor allem um das Wohlbefinden der Gebärenden und ihres Partners.
Ein wesentlicher Unterschied zur Hebamme ist, dass eine Doula die werdenden Eltern schon in der Schwangerschaft kennenlernt und begleitet. Dadurch weiss sie Bescheid über die allfällige Vorgeschichte, Wünsche und Bedürfnisse des Paares, und es entsteht ein Vertrauensverhältnis. Die Hebammen lernen die meisten Paare erst bei Spitaleintritt kennen. Eine Ausnahme bilden Hausgeburts-, Beleg- und manchmal auch Geburtshaushebammen.

Weshalb ist die emotionale Unterstützung in der Zeit rund um die Geburt so wichtig?

Weil emotionale Unterstützung und fundierte Information die beste Art der Prävention sind, um Geburtstraumata oder psychischen Erkrankungen der Frau und ihrer Familie rund um die Geburt vorzubeugen. Eine gute Vorbereitung sowie eine einfühlsame Begleitung und Betreuung beeinflussen das Geburtsgeschehen und -erleben massgeblich. Dies belegen diverse Studien und zahlreiche Feedbacks von Paaren in der täglichen Praxis.

Was ist der grosse Vorteil der Geburtsbegleitung durch eine Doula?

Zum einen macht der Umstand, dass während der Schwangerschaft jemand da ist, zuhört, ganzheitlich unterstützt, auf Sorgen und Ängste eingeht den grossen Unterschied aus. Viele Frauen sind unzureichend vorbereitet und informiert darüber, was sie während der Geburt und im Wochenbett erwartet – vor allem auf psychisch-emotionaler Ebene. Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen verfolgen hauptsächlich andere Zwecke. Und in den Genuss einer wertvollen Hebammenbetreuung während der Schwangerschaft kommen bisher viel zu wenig Frauen. Das würde ich mir anders wünschen. Zum anderen wird das Geburtserlebnis mit einer Doula an der Seite positiver wahrgenommen, und zwar unabhängig davon, wie die Geburt verläuft, wie lange sie dauert und ob Interventionen nötig werden. Spitalhebammen arbeiten im Schichtbetrieb, eine Doula hingegen hat die Möglichkeit, so lange lückenlos an der Seite der Frau oder des Paares zu bleiben, bis das Baby geboren und die Familie gemeinsam gut angekommen ist. Durch die Anwesenheit der vertrauten Doula im Gebärzimmer fühlen sich die Frau und ihr Partner oder ihre Partnerin sicherer, kraftvoller und in gewisser Weise entlastet. Dadurch kann die Gebärende besser loslassen und sich dem Geburtsprozess hingeben. Unsere Klientinnen und Klienten sagen: Einmal mit Doula – immer mit Doula!

Wie viel kostet die Geburtsbegleitung durch eine Doula, und werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen?

Der Preis für eine Vollbegleitung liegt bei etwa 1400 bis 2000 Franken und hängt von den Leistungen, der Aus- und Weiterbildung sowie der Erfahrung der Doula ab. Darin eingeschlossen sind ein Kennenlerngespräch, zwei Vorgespräche, die Beantwortung von Fragen via Messenger, E-Mail oder Telefon, der Bereitschaftsdienst während vier Wochen rund um den Geburtstermin, die Begleitung der Geburt sowie ein Nachgespräch einige Wochen danach. Die meisten Krankenkassen leisten keinen Beitrag an die Doula Geburtsbegleitung, obwohl deren präventive Wirkung und die Senkung von Risiken rund um die Geburt nachweislich ist. Viele Kassen subventionieren ein Fitnessabo oder die Mitgliedschaft im Tennis- oder Golfclub; weshalb keine Doula Geburtsbegleitung, die Familiengesundheit fördert und längerfristig betrachtet Kosten einspart?!

Wie kann man Doula werden?

Durch das Absolvieren einer fundierten Doula Ausbildung. Es gibt in der Schweiz verschiedene Ausbildungsstätten. Drei davon sind vom Verband Doula CH anerkannt: https://www.doula.ch/page/doula-ausbildung/
Sinnvoll ist, wenn Interessentinnen entweder selbst geboren oder bereits einmal eine Geburt miterlebt haben.

Filed under: Schwangerschaft & Geburt

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Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.