Ferien mit Baby und Kleinkind

Ferien mit Baby

Eine Reise mit kleinen Kindern will gut vorbereitet sein.

Manche Eltern wollen die Vorschulzeit nutzen, um mit ihrem Kind eine Fernreise zu unternehmen. Dafür sprechen einige Gründe: Die Familie kann ausserhalb von Schulferienzeit und Hochsaison reisen, von günstigeren Preisen profitieren und längere Zeit unterwegs sein. Babys und Kleinkinder reisen in den ersten zwei Lebensjahren im Flugzeug auf dem Schoss der Eltern fast gratis mit.

Ab in die Tropen?

Viele Eltern träumen von Palmenstrand und Meer. Doch wie sinnvoll sind Reisen mit kleinen Kindern in exotische Länder? Die Ärztin Christa Relly, die am Zentrum für Reisemedizin der Universität Zürich als Beraterin und am Universitäts-Kinderspital Zürich als Infektiologin tätig ist, äussert sich kritisch dazu: «Von Fernreisen in tropische Länder haben Kinder bis etwa fünf Jahre nicht viel.» Zudem können kleine Kinder Gefahren meist noch nicht erkennen. Dies gelingt ihnen erst ab dem Schulalter. Dann sind sie auch fähig, Regeln zu verstehen, zum Beispiel dass sie kein Leitungswasser trinken, die Finger nicht in den Mund stecken und sich vor dem Essen die Hände waschen sollen. «Entspannender sind Ferien mit kleinen Kindern in der Schweiz oder im nahen Ausland, beispielsweise in einer Ferienwohnung, in einem auf Kinder spezialisierten Hotel, auf einem Bauernhof oder einem Campingplatz mit Spielplatz», meint auch die Mütterberaterin Sandra Eugster aus Zürich.

Reisen mit Baby

Grundsätzlich ist Reisen mit Säuglingen schon sehr früh möglich. Die Ärztin Christa Relly rät jedoch klar davon ab, mit Babys im ersten Lebensjahr Reisen in Länder mit einem Malaria- oder Gelbfieberrisiko zu unternehmen. Sie erklärt: «In den ersten Lebensmonaten ist keine medikamentöse Prophylaxe gegen Malaria möglich, und auch der Schutz vor Mückenstichen ist eine Herausforderung. Bei Babys ist zudem das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf höher.» Auch die Gelbfieberimpfung ist erst für Säuglinge ab neun Monaten zugelassen. Ohne diese Impfung in ein Endemiegebiet zu reisen, sei fahrlässig.

Hauptrisiko in fernen Ländern

Heute informieren sich viele Eltern zum Beispiel über www.safetravel.ch über die gesundheitlichen Risiken, die an der Reisedestination herrschen. Sie wissen Bescheid über Krankheiten, die von Mücken übertragen werden, wie Dengue-Fieber, Gelbfieber und Malaria. Diese Krankheiten können bei Kindern schwerer verlaufen als bei Erwachsenen. Auch über Schmierinfektionen wie Reisedurchfall, Typhus und Hepatitis A sind viele Eltern informiert. Sie wissen, dass sich die Krankheitserreger in verunreinigtem Essen und Trinkwasser oder auf Gegenständen befinden, die das Kind in den Mund nimmt. Doch Tropenkrankheiten führen die Rangliste der medizinischen Probleme auf Reisen mit kleinen Kindern nicht an. Christa Relly erklärt: «Das Hauptrisiko in vielen exotischen Ländern ist der Strassenverkehr. Dessen sind sich Reisende meist nicht bewusst.» Sie unterschätzen die Gefahren, die von schlechten Strassen, dem Linksverkehr oder der Fahrt in einem Taxi ohne Möglichkeit zur Befestigung eines Kindersitzes ausgehen. Auch zu Badeunfällen kann es kommen.

Medizinische Versorgung

Es ist normal, dass Babys und Kleinkinder acht- bis zwölfmal pro Jahr an Atemwegs- oder Magen-Darm-Infekten erkranken. Christa Relly sagt dazu: «Dass das Kind während der Traumferien krank wird, ist also eher die Regel als die Ausnahme. Damit haben viele Eltern Mühe.» Weil die medizinische Versorgung an vielen Reisedestinationen nicht auf dem gleichen Stand ist wie in der Schweiz, kämen Eltern an ihre Grenzen und seien dann oft enttäuscht vom Urlaub.
In Ländern mit Malariarisiko muss ein Kind mit Fieber immer zum Arzt oder ins Spital, um eine Malaria auszuschliessen. Schon der Transport dorthin kann für das kranke Kind belastend sein. Ausserdem ist in Ländern mit weniger Ressourcen die Hygiene in Gesundheitseinrichtungen oft mangelhaft. Auch die Verständigung mit dem Arzt kann schwierig sein. Nicht zuletzt wird bei grosser Hitze der Umgang mit Fieber zu einer Herausforderung.

Achtung, Tiere

In vielen Ferienparadiesen ist die Tollwut nicht ausgerottet und wird über Wildtiere, aber auch über Strassenhunde verbreitet. Kleine Kinder sind laut Christa Relly doppelt gefährdet: «Sie werden wegen ihres lebhaften Verhaltens eher gebissen, und dies häufiger am Kopf.» Dann sei der Weg für die Tollwutviren von der Verletzung bis zum Hirn sehr kurz. Dringen die Viren ins Hirn vor, verläuft Tollwut immer tödlich. Am Zentrum für Reisemedizin in Zürich werden Kinder deshalb grosszügig gegen Tollwut geimpft, bevor sie mit ihrer Familie in ein Risikogebiet reisen. Kommt es zu einer Kratz- oder Bissverletzung durch ein Tier, muss das Kind dennoch sofort zum Arzt, da die Tollwutimpfung keinen vollständigen Schutz bietet und weitere Injektionen notwendig sind.

Gute Vorbereitung

Christa Relly empfiehlt Eltern, die trotz der potenziellen Risiken mit ihrem Vorschulkind eine Fernreise unternehmen wollen, sich zwei bis drei Monate vor der Abreise in einem Zentrum für Reisemedizin oder von einem Reisemediziner beraten zu lassen. Sie ergänzt: «Neben den spezifisch für eine Reise empfohlenen Impfungen sollten Kinder alle Basisimpfungen erhalten haben.» In diesem Zusammenhang weist sie speziell auf die Impfung gegen Masern hin – eine Krankheit, die auf der ganzen Welt immer wieder ausbricht und zu schwersten gesundheitlichen Schäden oder sogar zum Tod führen kann.

Reisen mit dem Flugzeug

Manche Eltern können sich bei der Reisebuchung nicht vorstellen, wie anstrengend es sein kann, mit einem Baby auf dem Schoss länger zu fliegen. «Insbesondere wenn das Kind erst gerade laufen gelernt hat, ist sein Bewegungsdrang sehr gross», sagt die Mütterberaterin Sandra Eugster. Weint das Kind, strapaziert dies auch die Nerven der Mitreisenden. Sandra Eugster empfiehlt deshalb, mit kleinen Kindern für längere Strecken möglichst einen Nachtflug zu buchen. Sie sagt: «Das entspricht dem Organismus der Kinder eher. Die Chance, dass das Kind während der Reise schläft, ist so grösser.»
Die meisten Fluggesellschaften bieten bei Langstreckenflügen die Möglichkeit, ein Babybett zu reservieren. Allerdings muss dies frühzeitig erfolgen. Die Bedingungen bezüglich Alter und Maximalgewicht des Babys variieren von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft. Nicht nur aus Gründen der Bequemlichkeit kann es sich lohnen, auch für Kleinkinder unter zwei Jahren einen Sitzplatz zu buchen. Denn die Sicherheit ist grösser, wenn das Kind in seinem Kindersitz fürs Auto, den man auch auf dem Flugzeugsitz befestigen kann, reist. Er muss jedoch den Vorgaben der Fluggesellschaft entsprechen.

Jetlag

Ab dem sechsten Lebensmonat spüren auch Babys den Jetlag. Damit sie schnell mit ihm klarkommen, empfiehlt Sandra Eugster, die Essens- und Schlafenszeiten rasch der Ortszeit anzupassen. Kohlenhydratreiche Mahlzeiten vor dem Schlafengehen begünstigen das Einschlafen. Pro 60–90 Minuten Zeitverschiebung braucht der Körper einen Tag zur Anpassung. Damit Stress vermieden wird, rät die Mütterberaterin, vor und nach der Flugreise ein paar ruhige Tage einzuplanen, um sich zu erholen und sich einzuleben. Familienferien in der Schweiz oder im nahen Ausland böten den Vorteil, dass die Erholung bereits am Tag nach der Ankunft einsetze.

Haben Sie gewusst,

dass Babys beim Starten und Landen oft weinen, weil ihnen der Druckausgleich schwerfällt? Geben Sie Ihrem Kind deshalb während des Starts und der Landung einen Nuggi oder den Schoppen. Ist das Kind erkältet, erleichtern abschwellende Nasensprays den Druckausgleich.

Tipps zum Inhalt der Reiseapotheke fürs Baby

  • Sonnencreme mit mineralischem Lichtschutzfilter
  •  Präparat gegen Durchfall: Elektrolytlösung (keine Medikamente, die Durchfall stoppen)
  • Fieberthermometer
  • fiebersenkende Mittel (Paracetamol in Tropfen- oder Sirupform)
  • physiologische Kochsalzlösung, abschwellendes Nasenspray
  • Desinfektionsmittel, Pflaster und Verbandstoff, Pinzette, Schere
  • für Babys ab zwei Monaten: nach dem Sonnenschutz Moskitospray mit 28–30% DEET auftragen (Hände aussparen)
  • eventuell Zahngel oder Zahnkügelchen
  • Wundsalbe, Pflegeprodukte
  • eventuell Zäpfchen gegen Reisekrankheiten
  • Notfallnummern: Kinderarzt/Hausarzt, Rega, Impfausweis

Tipps zur Vermeidung von Sonnenbrand

  • Cremen Sie sich und Ihr Kind 15 Minuten, bevor Sie nach draussen gehen, mit Sonnencreme ein (mindestens Lichtschutzfaktor 30, besser 50).
  • Säuglinge gehören nicht an die pralle Sonne.
  • Meiden Sie mit Ihrem Kind die Mittagshitze. Nutzen Sie die Morgen- und Abendstunden, um rauszugehen.
  • Schützen Sie sich und Ihr Kind mit Sonnenhut und Sonnenbrille.
  • Achten Sie darauf, dass die Schultern immer bedeckt sind.
  • UV-Kleidung schützt beim Baden.
  • Achten Sie auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr.