Es geht los: Anzeichen für das Nahen der Geburt

Naht der Termin, fragen sich vor allem Erstgebärende, welche Anzeichen auf den Beginn der Geburt hinweisen.

Geburtswehen erkennen werdende Mütter daran, dass sie schmerzhafter sind als Vorwehen, wilde Wehen oder Senkwehen, die sie in den Wochen vor der Geburt gespürt haben. Maike Hofstede, Hebamme im ersten Tessiner Geburtshaus lediecilune in Lugano, erklärt: «Bei Geburtswehen wird der ganze Bauch während 30 bis 90 Sekunden steinhart und danach wieder ganz weich.» Die Schmerzen strahlen dabei meist auch in den Rücken, in die Leisten oder in die Beine aus. Sie verschwinden selbst durch das Wechseln der Position oder durch ein warmes Bad nicht – vielen Frauen helfen diese Massnahmen jedoch beim Umgang mit den Schmerzen. Massagen am Kreuz können während der Wehen ebenfalls wohltuend sein. Jede Gebärende empfindet die Wehen anders – manche als sehr intensiv, einige als weniger stark als Regelschmerzen.

Häufigkeit der Wehen

Zu Anfang treten Geburtswehen unregelmässig auf. Mit der Zeit verringern sich die Abstände und werden kürzer. Nun ist die Zeit gekommen, die Hebamme, die Geburtsklinik oder das Geburtshaus zu informieren. «Wenn die Wehen alle drei bis vier Minuten auftreten, lässt die Geburt nicht mehr allzu lange auf sich warten», weiss die Gynäkologin Esther Schmitt aus Thalwil. Doch wann ist es Zeit, aufzubrechen? Vor allem beim ersten Kind sind Schwangere bei dieser Frage unsicher. Einerseits wollen sie ihr Kind keinesfalls unterwegs im Auto zur Welt bringen, andererseits auch nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt werden. Bei ihrer Empfehlung unterscheidet die Hebamme Maike Hofstede zwischen werdenden Müttern, die zum ersten Mal gebären, und solchen, die bereits ein Kind zur Welt gebracht haben. Sie rät: «Erstgebärende sollen sich dann bei der Klinik oder dem Geburtshaus melden, wenn die Wehen seit etwa zwei Stunden regelmässig alle drei bis fünf Minuten auftreten. Ab der zweiten Geburt kann es schneller gehen. Dann sollte die Frau los, sobald sie schmerzhafte und regelmässige Wehen alle drei bis fünf Minuten hat.» Am besten hört die Gebärende auf ihren Körper. Einige werdende Mütter sind froh, wenn sie möglichst früh im Geburtshaus oder in der Geburtsklinik sind, und fühlen sich dort besser aufgehoben als zu Hause. Andere Frauen wollen möglichst lange zu Hause bleiben.

Abgang des Schleimpfropfs

Ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Geburt bald bevorsteht, ist der Abgang des Schleimpfropfs. Dieser verschliesst den Muttermund ab Beginn der Schwangerschaft und schützt die Gebärmutter so vor aufsteigenden Keimen. In der Regel löst er sich ein bis zwei Tage vor dem Einsetzen der Geburtswehen, manchmal aber bereits zehn bis zwölf Tage zuvor. Der schleimige und klebrige Pfropf ist meist mit etwas Blut vermischt und geht entweder plötzlich oder über mehrere Tage ab. Nicht alle werdenden Mütter bemerken diesen Vorgang. «Der Abgang des Schleimpfropfs bedeutet nicht, dass die Frau ihre Hebamme verständigen oder sich gar in die Geburtsklinik oder ins Geburtshaus begeben muss. Er ist auch kein Grund, auf Aktivitäten wie Schwimmen oder Geschlechtsverkehr zu verzichten», sagt Maike Hofstede. Da der Muttermund noch geschlossen und das Ungeborene in der Fruchtblase gut geschützt ist, können Krankheitserreger es nicht schädigen. Sex kurz vor dem errechneten Termin kann sogar einen positiven Einfluss haben und die Geburt auslösen. Esther Schmitt erklärt: «Im Sperma sind Prostaglandine enthalten. Diese Substanz fördert die Reifung des Muttermundes und ist auch ein Bestandteil von Wehenmitteln.»

Der Blasensprung

Wenn die Fruchtblase platzt und Fruchtwasser abgeht, dauert es meist nicht mehr lange, bis das Baby kommt. Bei einigen Schwangeren tritt das Fruchtwasser schwallartig aus, bei anderen nur langsam, abhängig von der Stelle, an der die Fruchtblase gerissen ist. In der Regel ist es klar oder rosig mit weissen Stückchen. Manchmal verfärbt es sich grünlich. Oft geht das Fruchtwasser kurze Zeit, nachdem der Schleimpfropf sich gelöst hat, ab. Bei der Mehrheit der Schwangeren erfolgt der Blasensprung in der Eröffnungsphase der Geburt, wenn sich der Muttermund öffnet und die Wehen begonnen haben. Bei manchen Schwangeren geht das Fruchtwasser aber bereits vor dem Einsetzen der Wehen ab – man spricht dann von einem vorzeitigen Blasensprung. Grundsätzlich kann die Fruchtblase in jeder Phase der Geburt platzen. Dieser Vorgang ist schmerzlos. Manche Kinder werden mit einer intakten Fruchtblase geboren. Maike Hofstede sagt dazu: «Praktisch nie muss ich als Hebamme die Fruchtblase eröffnen. Das Fehlen des Blasensprungs ist meist gar kein Problem – im Gegenteil, je länger die Fruchtblase intakt bleibt, umso länger ist das Kind gut vor Krankheitserregern geschützt.»

Blasensprung, aber noch keine Wehen – was nun?

Erfolgt der Blasensprung vor der 37. Woche, sollte sich die werdende Mutter mit der Hebamme, der Geburtsklinik oder dem Geburtshaus in Verbindung setzen, unabhängig davon, ob sie schon Wehen hat oder nicht, denn es droht eine Frühgeburt. Kommt es um den errechneten Termin herum nachts zum Blasensprung, ist dies laut Maike Hofstede kein Grund, sich sofort in die Klinik oder ins Geburtshaus zu begeben: «Die Schwangere soll in diesem Fall ruhig noch bis zum Morgen schlafen und sich dann in die Klinik oder ins Geburtshaus bringen lassen, vorausgesetzt, das Fruchtwasser ist nicht grünlich.» Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wehen in den ersten Stunden nach dem Blasensprung einsetzen, ist laut der Gynäkologin Esther Schmitt relativ hoch.
Da der Muttermund beim Blasensprung meist noch geschlossen ist, muss die Schwangere nicht, wie früher empfohlen, in liegender Position transportiert werden. Das Kind wird auch beim Sitzen nicht herausrutschen. In der Geburtsklinik oder im Geburtshaus werden die Herztöne des Ungeborenen überwacht.

Einleiten

Wenn die Wehen trotz Blasensprung nicht auf natürliche Weise einsetzen, entscheiden die Schwangerschaftswoche und das Ergebnis des Streptokokken-B-Tests darüber, ob die Geburt eingeleitet wird. Ergibt der Scheidenabstrich, der übrigens vor jeder Geburt gemacht wird, dass Streptokokken B vorhanden sind, und hat die werdende Mutter die 36. Schwangerschaftswoche erreicht, wird die Geburt sofort eingeleitet. Die werdende Mutter erhält während der Geburt Antibiotika. Diese schützen das Ungeborene vor einer Ansteckung mit dem potenziell gefährlichen Erreger. Esther Schmitt erklärt: «Ohne Antibiotikabehandlung können Streptokokken B in seltenen Fällen beim Kind zu einer schwerwiegenden Blutvergiftung führen.» Im Geburtshaus lediecilune werden Streptokokken B mit Knoblauch bekämpft, der antibiotisch wirkt. Fällt der Streptokokken-B-Test negativ aus, kann man mit dem Einleiten der Geburt 24–36 Stunden warten.

Weitere körperliche Anzeichen

Neben diesen eindeutigen Anzeichen für das unmittelbare Bevorstehen der Geburt gibt es weitere. Manche Schwangere leiden verstärkt an Rückenschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Schlafstörungen oder Muskelzittern. Viele werdende Mütter sind vor der Geburt sehr müde und brauchen viel Schlaf. Dafür verantwortlich sind die Veränderungen im Hormonhaushalt. Oft erleben Schwangere aber zwischendurch auch Phasen, in denen sie vor Energie strotzen und zum Beispiel das Bedürfnis haben, das Kinderzimmer noch neu zu streichen, die Wohnung auf Vordermann zu bringen oder gründlich auszumisten. Dieses Phänomen wird als Nestbauinstinkt gedeutet und ist ganz normal.

Kindsbewegungen

Bei vielen Müttern rutscht das Baby im Zeitraum ab der 36. Schwangerschaftswoche ins Becken, und der Bauch senkt sich. Viele Schwangere müssen nun häufiger zur Toilette, weil der Druck auf die Blase zunimmt. Tendenziell nehmen die Bewegungen des Kindes in den Tagen vor der Geburt etwas ab. «Wenn die Kindsbewegungen aber deutlich abnehmen, sollte sich die Schwangere zwecks Kontrolle bei ihrer Gynäkologin oder der Hebamme melden», erklärt Esther Schmitt. Gegen Ende der Schwangerschaft kann es sein, dass die Plazenta nicht mehr so gut arbeitet und das Kind sich als Folge einer Unterversorgung weniger bewegt. Ist dies der Fall, wartet man nicht auf das Einsetzen der natürlichen Wehen, sondern leitet unverzüglich die Geburt ein.

Sturzgeburt

Für manche Schwangeren ist die Vorstellung einer Sturzgeburt unterwegs der blanke Horror. «Gerade Erstgebärende müssen sich diesbezüglich kaum Sorgen machen», weiss Maike Hofstede aus Erfahrung. Sturzgeburten seien bei Erstgebärenden äusserst selten. Positiv sei jedoch, dass schnelle Geburten meist sehr gut verlaufen. «Wichtig ist, dass Mama und Kind gut zugedeckt werden, damit beide schön warm haben, bis die Hebamme eintrifft oder die beiden in der Klinik oder im Geburtshaus sind.» Auf keinen Fall sollen Mutter und Kind voneinander getrennt werden. Während man früher empfahl, das Neugeborene etwa eine Minute nach der Geburt abzunabeln, wartet man heute tendenziell länger.

Haben Sie gewusst,

dass nur gerade 3–5% der Babys das Licht der Welt am errechneten Geburtstermin erblicken? Der effektive Geburtstermin kann bis zu zwei Wochen vom errechneten abweichen.

Gute Frage?
Wie kann ich den Geburtstermin berechnen?

Zwischen der Befruchtung und der Geburt Ihres Babys liegen in der Regel 266 Tage. Da aber die meisten Schwangeren nicht genau wissen, wann die Befruchtung stattgefunden hat, nimmt man den ersten Tag der letzten Regelblutung als Ausgangspunkt und berechnet den Termin wie folgt:

  1. Vom Tag Ihrer letzten Monatsblutung ziehen Sie 3 Monate ab.
  2. Danach zählen Sie 7 Tage dazu.
  3. Falls Ihr Zyklus nicht 28 Tage dauert, zählen Sie die Tage, um die Ihr Zyklus länger ist, dazu.
  4. Jetzt zählen Sie ein Jahr dazu.
    Im Internet gibt es diverse Geburtsterminrechner, die den Geburtstermin anhand des ersten Tages Ihrer letzten Monatsblutung und der Länge Ihres Zyklus berechnen.

Tipps
Diese Dokumente benötigen Sie für die Geburt

  • Medizinische Unterlagen (z.B. Mutterpass)
  • Blutgruppen- und Impfausweis
  • Krankenkassenausweis
  • Identitätskarte oder Kopie Ihres Passes
  • Familienbüchlein oder Familienausweis
  • Ausländerinnen: Kopie des Passes und des Ausländerausweises beider Eltern, Eheschein, Geburtsschein der Eltern
  • Unverheiratete werdende Mütter: Vaterschaftsanerkennung des Partners
    Die Vorgaben variieren von Kanton zu Kanton.