Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, trotzdem kann sie von Beschwerden begleitet sein.
Beschwerden treten vor allem im ersten und im letzten Drittel der Schwangerschaft auf. Zu Beginn der Schwangerschaft muss sich der Organismus der Frau auf die Schwangerschaft einstellen, im letzten Trimester wird das wachsende Kind zu einer Belastung für ihren Körper. Viele Beschwerden lassen sich lindern, wenn man die folgenden, von der Hebamme Anna Heldstab Indermaur aus Berneck zusammengestellten Tipps befolgt. Wenn dies keine Besserung bringt, können die Hebamme oder der Arzt weiterhelfen.
Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen
Schwangere, die an Übelkeit leiden, sollten Stützstrümpfe tragen. Durch den Druck auf die Venen kann keine Flüssigkeit im Körper versacken und wird der Blutdruck stabilisiert. Gegen Übelkeit können zudem Akupunktur, Scheiben von frischem Ingwer oder Pfefferminztee (warm, kalt oder in Eisstückchen gefroren) helfen. Frauen, die in der Frühschwangerschaft an starker Übelkeit leiden, sollten versuchsweise alle Vitamin- und Mineralstoffpräparate absetzen, da diese die Beschwerden verschlimmern können. Nach Möglichkeit sollte sich die betroffene Schwangere entlasten (Arbeitsstelle, Haushalt, Kinderbetreuung), denn auch Stress kann die Übelkeit verstärken.
Ernährung bei Schwangerschaftsübelkeit
Empfehlenswert sind:
Fleisch, dunkelgrüne Blattsalate, Eier, Hartkäse, Speck, Fisch, Algen, jodiertes Salz, Linsen, Gerste, Mais, Hefe, Vollreis, Joghurt, Quark, Champignons, Avocado, Grünkohl, Rahm, Kartoffeln, Zwetschgen. Tipp: zu Früchten immer etwas Salz (z.B. gesalzene Cracker) essen.
Zurückhaltung bei:
Rote Peperoni, Äpfel, Khakis, Kiwi, Aprikosen, Nektarinen, Orangen, Ananas, Mandarinen, Feigen, Himbeeren, rote Johannisbeeren, Erdbeeren, Mangos, Melonen, Pistazien, Sesam, Mandeln, Pinienkerne, Vollrohrzucker, Honig, Melasse, Tomaten, Kürbis, Blumenkohl, Zuchtlachs, Schwarz- und Grüntee, Soja, Buchweizen, Roggen, Sauermilchprodukte, Milch, Früchte allgemein (ausser mit Salz), Fruchtsäfte.
Krampfadern und Hämorrhoiden
Schwangerschaftshormone erweitern das gesamte Gefässsystem im Körper. Wenn das Kind wächst, können die Venen abgedrückt werden, was einen Stau verursacht. Stützstrümpfe verschaffen den meisten Schwangeren Linderung und verringern das Thromboserisiko. Bei Krampfadern sind liegen und laufen besser als sitzen und stehen.
Wichtig für die Prävention von Hämorrhoiden ist eine gute Verdauung, die am besten durch viel Bewegung, eine ballaststoffreiche Ernährung und viel Trinken erreicht wird. Bei Verstopfungen können Flohsamen Wunder wirken. Äusserlich helfen Venengels und bei Hämorrhoiden Salben auf der Basis von Hamamelis. Auch Akupunktur kann lindernd wirken.
Wassereinlagerungen (Ödeme)
In der Schwangerschaft sind die Gefässe durchlässiger für Flüssigkeit, und zwischen den Zellen kann sich Wasser ansammeln, was zum Beispiel müde Beine oder aufgedunsene Hände verursachen kann. Das Anziehen von Stützstrümpfen bereits morgens in Kombination mit einer Anpassung der Ernährung kann hier helfen. Ödeme können am wirkungsvollsten durch die Einnahme von genügend Salz und ausreichend Eiweiss (ideal sind sechs kleine Portionen am Tag) behandelt werden. Erfolgversprechend ist auch das Trinken von Buchweizenkrauttee. Vorübergehende Linderung bringt zudem eine Lymphdrainage.
Das hilft bei Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft:
Sechs kleine Portionen Eiweiss über den Tag verteilt: zum Beispiel Quark, Eier, Milch, Joghurt, Fisch, Fleisch, Wurst, Käse, Soja, Nüsse, Kichererbsen, Linsen und weitere Hülsenfrüchte.
Wadenkrämpfe und vorzeitige Wehen
Grund für diese Probleme ist in vielen Fällen eine Überaktivität der glatten Muskulatur, die durch Einnahme von Magnesium und Kalzium gedämpft werden kann. Bei vorzeitigen Wehen ist Ruhen oft am effizientesten. Zudem müssen Verstopfung und Durchfall verhindert werden. Bei Verstopfung helfen Flohsamen, bei Durchfall hilft Schwarztee (mindestens 10 Min. ziehen lassen) in Kombination mit Bioflorin. Auch Akupunktur zeigt Erfolge. Manchen Frauen hilft die Farbe Orange, die krampflösend wirkt, z.B. kann man sich ein orangefarbenes Tuch direkt auf den Bauch legen.
Sodbrennen
Durch die Schwangerschaftshormone verlangsamt sich die Verdauung, und der Schliessmuskel zwischen Magen und Speiseröhre kann erschlaffen. Das wachsende Kind drückt den Magen nach oben, so dass er sich nicht mehr vollständig entfalten kann. Resultat: Speisebrei und saurer Magensaft können in die Speiseröhre zurückfliessen, was sich als schmerzhaftes Brennen bemerkbar macht. Die gute Nachricht: Nach der 36. Schwangerschaftswoche nehmen die Beschwerden ab, wenn sich das Kind ins kleine Becken senkt. Hilfreich bei Sodbrennen sind fünf bis sieben kleine Mahlzeiten am Tag, ein Verdauungsspaziergang anstatt ein Mittagsschläfchen und das Höherstellen des Kopfendes beim Bett. Ideal ist, wenn die Schwangere drei bis vier Stunden vor dem Schlafengehen isst.
Lindernd wirken bei Sodbrennen in der Schwangerschaft:
Kartoffeln, Popcorn, Milch, Rahm, Frischkäse, Käse, Quark, Joghurt, rohe geraffelte Äpfel, Haferflocken, Hafersuppe, geschälte Mandeln, Mandelmus
Verschlimmernd wirken:
Fettes und scharfes Essen, grosse Mengen Fleisch, Hülsenfrüchte, Tomaten, Süsses, Koffeinhaltiges, Pfefferminze, Fruchtsäfte und Alkohol
Rückenschmerzen
Die Schwangerschaftshormone führen dazu, dass das Becken weiter wird. Diese Veränderung bewirkt, dass das Skelett instabil wird und kleine Fehlstellungen, die bereits vor der Schwangerschaft vorhanden waren, durch die Gewichtszunahme schnell zu Rückenschmerzen führen. Osteopathie und Kraniosakraltherapie korrigieren Fehlstellungen und lösen Verkrampfungen. Auch Akupunktur, Akupunktur-Massage und das Einreiben von ätherischen Ölen bringen Linderung. Vorbeugend wirken Schwangerschaftsyoga und Rückengymnastik.
Schlafstörungen und Erschöpfung
Eine Schwangerschaft ist eine körperliche Belastung. Der grosse Bauch und die Erwartungsspannung können zu Schlafproblemen führen. Durch häufige Toilettenbesuche in der Nacht wird die Nachtruhe ebenfalls empfindlich gestört. Neben der Akupunktur helfen diverse Arzneipflanzen beim Einschlafen: Orangenblüten, Zitronen- und Goldmelisse, Hopfen, Lavendel, Johanniskraut und Baldrian. Ausser Baldrian können alle Pflanzen als Tee eingenommen werden. Wenn Schlafen durch ununterbrochenes Kreisen der Gedanken verhindert wird, kann auch eine Bachblüten-Therapie helfen.
Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.