Frische Luft tut Gross und Klein gut. Viel Bewegung im Freien auch bei Kälte, Wind und Regen stärkt das Immunsystem von Kindern.
Unser Körper braucht Tageslicht, um ausreichend Vitamin D zu bilden, das für die Knochenentwicklung wichtig ist. Die Mütterberaterin Manuela Meyer-Mäder empfiehlt, Kinder täglich mindestens ein bis zwei Stunden an der frischen Luft verbringen zu lassen. «Kinder, die sich bei jedem Wetter draussen austoben dürfen, sind zufriedener und ausgeglichener. Zudem bietet jede Jahreszeit viele Entdeckungsmöglichkeiten, was die Entwicklung fördert», sagt die Fachfrau.
Babys erster Ausflug
Neugeborene dürfen im Prinzip gleich nach der Geburt ins Freie. Mit Frühgeborenen kann man den ersten Spaziergang machen, sobald ihr Herzton und die Sauerstoffsättigung stabil sind und ihr Köper in der Lage ist, seine normale Temperatur ohne wärmenden Zusatz aufrechtzuerhalten. «Ab einem Körpergewicht von 1,8 kg ist dies in der Regel möglich», sagt Manuela Meyer-Mäder. Grundsätzlich dürfen auch Neugeborene bei jedem Wetter raus. Wichtig ist, dass ihre Kleidung auf die Aussentemperatur abgestimmt ist. Das Baby sollte weder frieren noch schwitzen. Im Winter sollte es vor Zugluft geschützt werden, und nasse Windeln müssen sofort gewechselt werden, damit es nicht auskühlt. Wird das Baby im Tragtuch oder in einer Bauchtrage transportiert, ist darauf zu achten, dass es auch an den Beinen warm genug hat, weil die Hosen in diesen Transportmitteln automatisch hochrutschen. Hilfreich sind hier Hosen mit Gummizug, Pulswärmer für Erwachsene, die dem Baby über die Unterschenkel gezogen werden, oder Lammfellfinken. Bei kühleren Temperaturen sollten Neugeborene immer eine Mütze und Handschuhe tragen.
Was zieht man den Baby bei eisiger Kälte?
Bei Minustemperaturen sollte das Neugeborene nicht länger als 30 Minuten am Stück ins Freie. Mehrere kurze Spaziergänge am Tag sind hier empfehlenswert. Manuela Meyer-Mäder rät: «Bei rauem Wetter muss die zarte Babyhaut mit einer Creme geschützt werden, die viel Fett und wenig Wasser enthält. Eine normale Gesichtscreme für Babys enthält mehr Wasser und kann bei eisigen Temperaturen die Haut austrocknen lassen, was zu schmerzhaften Rissen führen kann.» Eine Wind-und-Wetter-Creme bildet eine natürliche Barriere zum Schutz vor Regen, Schnee und Wind. Nicht zuletzt sollten Eltern beim winterlichen Spaziergang darauf achten, dass der Reissverschluss der Jacke oder des Skianzugs auf keinen Fall die Haut des Babys berührt. Das könnte bei Minustemperaturen zu Erfrierungen führen.
Die richtige Kleidung
In der Übergangszeit und im Winter ist das Zwiebelschalensystem, also mehrere Kleidungsschichten übereinander, die beste Wahl. So kann das Kind je nach Aufenthaltsort Schichten aus- oder anziehen. Die Kleidung sollte praktisch sein und das Kind in seiner Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Empfehlenswert sind Textilien aus Baumwolle oder atmungsaktiven Fasern. Kleinkinder sind mit Unterwäsche aus funktionalen Materialien, einer Vliesjacke und einer Skijacke selbst bei Minustemperaturen bestens gegen die Kälte gewappnet. Wichtig: Unter funktionaler Wäsche sollte das Kind kein Unterhemd aus Baumwolle tragen, da Baumwolle die Feuchtigkeit aufnimmt, was die Vorteile der funktionalen Fasern zunichte macht. Winterstiefel aus atmungsaktiven und wasserabweisenden Materialien halten die Kinderfüsse warm und schützen sie vor Nässe.
Was zieht man dem Baby im Hochsommer an?
Die Haut von Babys ist sehr sonnenempfindlich. Der Eigenschutz der Babyhaut reicht gerade mal für zwei bis sieben Minuten. Die Mütterberaterin Manuela Meyer-Mäder empfiehlt deshalb: «Im ersten Lebensjahr muss direkte Sonneneinstrahlung unbedingt vermieden werden. Im Hochsommer halten sich Eltern mit ihrem Baby oder Kleinkind zwischen 11 und 15 Uhr am besten drinnen auf.» Ein Baby gehört konsequent in den Schatten, ob im eigenen Garten, im Kinderwagen oder in der Badeanstalt. Im Kinderwagen sollte es mit einem Sonnensegel oder Sonnenschirm vor der Sonneneinstrahlung geschützt werden. Wichtig ist, dass die Eltern das Segel oder den Schirm je nach Sonnenstand immer wieder neu ausrichten. Im Sommer sollten Babys und Kleinkinder konsequent einen Hut mit Nackenschutz oder einer breiten Krempe tragen. Eine gut sitzende Sonnenbrille mit Seitenschutz und elastischem Band schützt die empfindlichen Augen. Kleidung aus dunklen, dicht gewebten Stoffen bietet einen guten Schutz vor UV-Strahlen. Für Kleinkinder sind UV-Badeanzüge zum Rumplanschen ideal.
Die ideale Sonnencreme für Babys
Fachpersonen empfehlen, Babys im ersten Lebensjahr ausschliesslich mit Sonnencreme einzustreichen, die physikalische oder mineralische Lichtschutzfilter enthält (z.B. Zinkoxid, Titandioxid). Diese Produkte dringen nicht in die Haut ein und führen deshalb auch nicht zu Irritationen oder allergischen Reaktionen. Diese Sonnencremes wirken übrigens im Gegensatz zu Produkten mit chemischen Filtern sofort und müssen nicht eine halbe Stunde einziehen, bevor man sich der Sonne aussetzt. Der Lichtschutzfaktor sollte mindestens 30 betragen. Manuela Meyer-Mäder empfiehlt, Babys und Kleinkinder im Sommer auch dann einzucremen, wenn sie nicht direkt der Sonne ausgesetzt sind. «Bei Babys, die die ersten Krabbelversuche machen, dürfen die Fusssohlen nicht vergessen werden», so die Fachfrau. Auch bei der Verwendung von wasserfesten Sonnencremes sollten Babys und Kleinkinder nach jedem Aufenthalt im Wasser immer sofort trockengerieben und erneut eingecremt werden.
Regenwetter macht Spass
Während sich viele Erwachsene überwinden müssen, bei Regen nach draussen zu gehen, macht es den meisten Kindern Spass, von Pfütze zu Pfütze zu hüpfen. Bei Regen sind eine Regenjacke mit Kapuze, eine Regenhose und Gummistiefel ideal. Die Regenhose zieht man am besten über die Gummistiefel. So bleiben die Füsse trocken. Bei kälteren Temperaturen sind wärmeisolierende Einlagen in den Gummistiefeln sinnvoll.
Wie weiss ich, ob mein Baby warm genug hat?
Der Nacken Ihres Babys sollte sich warm, aber nicht heiss oder feuchtgeschwitzt anfühlen. Tendenziell werden Babys eher zu warm angezogen. Viele Kinderwagen sind heute so gut isoliert, dass das Baby nicht mit zig Schichten eingepackt werden muss. Kalte Hände und Füsse allein sind beim Neugeborenen noch kein Hinweis darauf, dass das Kind kalt hat. Dies tritt in diesem Alter häufig auf.
Haben Sie gewusst,
dass die Erkältungsgefahr drinnen grösser ist als draussen? Eine Erkältung wird von Mensch zu Mensch durch Viren übertragen und nicht durch Kälte verursacht. Viren haben bei niedriger Luftfeuchtigkeit in geheizten Wohnungen leichteres Spiel als draussen. Eine leichte Erkältung (ohne Fieber) ist kein Grund, auf einen Aufenthalt im Freien zu verzichten.
Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.