Manchmal gehorchen Kinder, manchmal nicht. Manchmal sind sie ganz lieb, manchmal frech. Hier ein paar Tipps, die Eltern im Umgang mit mühsamen Situationen im Alltag helfen können.
Es ist ganz normal, dass Kinder ihre Grenzen austesten wollen. In der Beziehung zu ihren Eltern müssen sich Kinder immer wieder emotional abwenden und annähern können. Sie brauchen Freiraum für eigene Erfahrungen. Manche Konflikte zwischen Eltern und Kindern entstehen aufgrund von Unklarheiten in der Kommunikation oder weil die elterlichen Erwartungen das Kind überfordern. So können die Eltern zum Beispiel von ihrem dreijährigen Kind nicht erwarten, dass es im Restaurant eine Stunde lang ruhig dasitzen wird.
Drakonische Massnahmen bringen nichts
Alle Eltern geraten mit ihren Kindern immer wieder an ihre Grenzen. Nicht immer gelingt es ihnen, bei Diskussionen mit dem Nachwuchs ruhig zu bleiben. In der Wut sprechen sie Strafen und Drohungen aus oder werden laut. Manchmal rutscht ihnen sogar die Hand aus. Die Psychologin Sabine Brunner, zuständig für Partizipation und Schutz von Kindern am Marie-Meierhofer Institut für das Kind in Zürich, hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und sagt dazu: «Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen heute klar, dass Bestrafen, Anschreien und Schlagen nichts bringen. Diese Massnahmen machen dem Kind Angst, verletzen es oder machen es wütend. Sie führen es aber nicht zur Einsicht.» Drakonische Massnahmen erschüttern das Vertrauen des Kindes in seine Eltern. Es gehorcht zwar für den Moment vielleicht etwas besser, aber nur aus Angst. Sabine Brunner ergänzt: «Flippen die Eltern immer wieder aus, wenn das Kind nicht gehorcht, hat es zudem keine guten Vorbilder zur Lösung von Konflikten.»
Den Humor nicht verlieren
Die Elternrolle ist manchmal frustrierend. Dennoch rät Sabine Brunner, bei der Erziehung auch mal nachsichtig zu sein, das Kind als Persönlichkeit zu akzeptieren, mit der man gemeinsam ernsthaft Lösungen diskutieren und finden kann. «Eine grosse Portion Gelassenheit und Humor würde so manche Situation entspannen», erklärt die Psychologin. Kommt das Kind nach Hause und hängt seine Jacke nicht an die Garderobe, müssen die Eltern nicht immer darauf bestehen, dass es dies jetzt und sofort tut. Manchmal darf man ruhig darüber hinwegsehen und das Kind später an der Hand nehmen, Blickkontakt zu ihm aufnehmen, sich auf Augenhöhe mit ihm begeben und die Aufgabe zusammen mit dem Kind erledigen. Als Alternative können die Eltern ein Wettrennen mit ihm veranstalten und es zum Beispiel fragen: «Schaffst du es, bis drei die Jacke aufzuhängen?», oder das Ganze mit Humor nehmen und es fragen, wo sein Diener steckt. Wichtig ist, dass die Eltern liebevoll und respektvoll bleiben.
Wenn’s reicht
Sind die Eltern müde oder haben einen anstrengenden Tag hinter sich, lassen sie sich leichter provozieren und können oft nicht mehr cool bleiben. Kommt Ärger hoch, rät Sabine Brunner den Eltern, sich möglichst auf Ich-Botschaften zu konzentrieren. «Es ärgert mich, wenn du am Tisch nicht still sitzen kannst und mit dem Essen herumspielst» ist besser als «Du bist unmöglich. Du bist unfähig, länger als eine Sekunde ruhig zu sitzen, und du isst wie ein Schwein.»
Wie sich Gewalt langfristig auf Kinder auswirkt
Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die während ihrer Erziehung immer wieder Gewalt erleben, sehr oft psychische Probleme haben. Betroffene Buben neigen als Erwachsene eher zu aggressivem Verhalten, Mädchen lassen sich später eher auf Beziehungen ein, in denen sie Opfer von Gewalt werden. Nicht zuletzt können sich Schläge auch auf die gesundheitliche Entwicklung eines Kindes auswirken.
Wenn Kinder Schimpfwörter benutzen
Kindern alle Schimpfwörter zu verbieten ist illusorisch. Eltern können mit ihren Kindern aber eine Rangliste von Schimpfwörtern erstellen – solche, die zu Hause nicht akzeptabel sind, unter Kindern aber eventuell benutzt werden, solche, die höchstens leise ausgesprochen werden sollen, und solche, die nicht verwendet werden sollen. Dazu braucht es auch eine Erklärung, dass Schimpfwörter verletzend oder abstossend wirken. Hier geht es nicht darum, mit dem Kind zu verhandeln, sondern darum, ihm klare Leitplanken zu geben.
Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.