Tipps bei Erkältungen

Erkältungen, raffreddamento, refroidissement

Erkältungen sind bei Kindern häufig, weil ihr Immunsystem mit vielen Erregern noch nicht vertraut ist.

In den ersten Lebensjahren leiden viele Kinder immer wieder mal an einer laufenden Nase, Husten, Hals- oder Ohrenschmerzen. Eine Erkältung heilt in der Regel von allein aus und muss meist nicht medikamentös behandelt werden. Die Apothekerin Francesca Seegy, die über eine Spezialausbildung als Kinderapothekerin verfügt und Babycoaching in der Triemli-Apotheke in Zürich (www.triemliapothekedrogerie.ch) anbietet, erklärt: «Ein erkältetes Kind braucht vor allem Zuneigung und Ruhe.» Wenn es Kind stark leidet, empfiehlt die Fachfrau die Wirkstoffe Paracetamol oder Ibuprofen gegen Fieber oder Schmerzen. Medikamente seien aber kein Muss, denn in erster Linie brauche der Körper Zeit, um mit der Krankheit fertigzuwerden. Wichtig ist, dass die maximale Tagesdosis dieser Wirkstoffe nicht überschritten wird.

Fieber

Fieber ist eine Abwehrreaktion des Körpers. Man nimmt an, dass der Körper Fieber entwickelt, um gegen einen Infekt anzukämpfen. Fieber ist ein Symptom und in der Regel kein Grund zur Sorge. Es ist erst dann gefährlich, wenn andere Symptome dazukommen, für die keine Ursache gefunden wird. Wenn das Kind trotz Fieber trinkt, isst, nicht erbricht, spielt und nicht über Schmerzen wie Kopf- oder Bauchweh klagt, muss das Fieber nicht gesenkt werden und das Kind nicht zum Arzt. Einzige Ausnahme sind Babys bis drei Monate – sie sollten sofort zum Arzt gebracht werden. Hält das Fieber bei Kindern ab vier Monaten länger als drei Tage an, verschlechtert sich ihr Allgemeinzustand, trinken und spielen sie nicht mehr, wirken sie apathisch oder erbrechen sie, ist eine Arztkonsultation angezeigt, insbesondere dann, wenn sich ihr Zustand trotz fiebersenkender Mittel nicht bessert.
Francesca Seegy empfiehlt, dass Kinder mit Fieber viel trinken. Die Eltern dürfen ihrem kranken Kind leicht gezuckerte Getränke anbieten, wie zum Beispiel Sirup oder gesüssten Tee. So besteht nicht das Risiko, dass es zu einer Unterzuckerung kommt, wenn das Kind nicht essen mag. Babys kann man die Flüssigkeit in kleinen Portionen mit einem Löffel oder einer Spritze in den Mund verabreichen. Fiebrige Kinder sollten nicht warm angezogen oder zugedeckt werden, weil es dadurch zu einem Wärmestau kommen könnte. Wenn sich das Kind trotz Fieber wohlfühlt, muss es nicht das Bett hüten.

Schnupfen

Eine Erkältung beginnt oft mit einem Schnupfen, der von einer Vielzahl von Erregern ausgelöst werden kann. Für Babys, die sich noch nicht schnäuzen können, ist ein Schnupfen besonders mühsam und kann dazu führen, dass sie nicht trinken. Leidet ein Säugling in den ersten sechs Lebensmonaten an einem Schnupfen, empfiehlt Francesca Seegy, das Nasensekret mit physiologischer Kochsalzlösung zu verflüssigen und den Schleim vorsichtig mit einer Nasenpumpe abzusaugen. Der entzündungshemmende Wirkstoff Ibuprofen kann zum Abschwellen der Nasenschleimhaut beitragen. Für Kinder ab sechs Monaten gibt es abschwellende Nasensprays, die während maximal einer Woche eingesetzt werden dürfen. «Ist die Nase stark verstopft, erleichtert ein Spray das Atmen», erläutert die Pharmazeutin. Als hilfreiches Hausmittel empfiehlt sie, eine Zwiebel über dem Babybett aufzuhängen oder neben dem Kinderbett aufzustellen.

Husten

Auf einen Schnupfen folgt häufig ein Husten. Husten ist im Allgemeinen ein normaler Abwehrmechanismus des Körpers und ein lebenswichtiger Reflex. Er schützt uns vor dem Sich-Verschlucken und trägt zur Reinigung der Atemwege bei. Hustet ein Kind nächtelang, sind Eltern besorgt und kaufen oft Hustensirup. Seit August 2021 empfiehlt die Arbeitsgruppe «Choosing Wisely» der Fachgesellschaft pädiatrie schweiz, Erkältungshusten bei Kindern nicht mit Hustenmedikamenten zu behandeln. Sara Schnyder, Oberärztin am Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche am Inselspital Bern und Mitglied der Arbeitsgruppe, erklärt: «Es ist erwiesen, dass sowohl chemische als auch pflanzliche Hustenmedikamente gegen Erkältungen nicht oder nur ungenügend wirken und potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen haben können.» Bei manchen Hustenmedikamenten kann es zu Problemen mit der Atmung oder zu allergischen Reaktionen kommen. Zudem enthalten viele Präparate mehrere Inhaltsstoffe, was das Risiko einer Überdosierung erhöht, wenn sie mit anderen Medikamenten kombiniert werden.
Ein warmer Brustwickel (z.B. mit Kartoffeln) oder ein Bad mit Kamillen- oder Thymiantee (nur wenn das Kind kein Fieber hat) können das Abhusten des Schleims begünstigen. Nachts erleichtert das Hochlagern des Oberkörpers das Atmen. Am besten unterlegt man die Matratze im entsprechenden Bereich mit einem gefalteten Frotteetuch oder einem Buch. Studien haben zudem gezeigt, dass ein Löffel Honig vor dem Schlafengehen den Hustenreiz lindern kann (erst für Kinder ab zwölf Monaten erlaubt). Die Apothekerin Francesca Seegy rät ausserdem, die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung zu erhöhen.

Halsweh

Dass ein Baby Halsweh hat, merken die Eltern meist daran, dass es schlecht trinkt und kaum essen mag. Zur Linderung von Halsschmerzen stehen für Babys und kleine Kinder keine Sprays zur Verfügung. Aber kühle Getränke und cremige Speisen tun dem entzündeten Hals gut. Paracetamol und Ibuprofen lindern die Schmerzen, Letzteres wirkt zusätzlich entzündungshemmend. Francesca Seegy empfiehlt bei Halsweh homöopathische Mittel, Propolis und kalten Salbeitee mit Honig (ab zwölf Monaten), den man dem Kind löffelweise verabreicht. Wichtig sei, dass Kinder lutschen: «Das befeuchtet den Hals und trägt dazu bei, dass die Krankheitserreger weggeschwemmt werden.»
Manchmal werden starke Halsschmerzen auch durch Bakterien (Streptokokken) verursacht. Sind die Rachenmandeln davon betroffen, spricht man von einer Angina. In diesem Fall ist der Rachenraum gerötet, das Kind hat hohes Fieber, und seine Zunge färbt sich nach zwei bis vier Tagen himbeerrot. Kommt ein Hautausschlag an Brust, Leiste und/oder Oberschenkel hinzu, handelt es sich um Scharlach. Die Ärztin oder der Arzt wird anhand des klinischen Erscheinungsbildes entscheiden, ob eine Behandlung mit Antibiotika notwendig ist.

Ohrenweh

Kinder, die an einer Mittelohrentzündung leiden, haben Schmerzen beim Schlucken, wollen nicht liegen, reiben sich am Ohr und sind allgemein reduziert. Mittelohrentzündungen entstehen oft ein paar Tage nach Beginn einer Erkältung mit Schnupfen und sind bei Kindern in den ersten Lebensjahren häufig, weil in diesem Alter die Ohrtrompete eng ist und die Rachenmandeln oft gross sind, was die Belüftung des Mittelohrs erschwert. Nasenpflege mit Salzwasserlösung oder abschwellende Nasensprays befreien zwar die Nase, eine Mittelohrentzündung kann aber trotzdem entstehen. Bei Ohrenschmerzen kann ein Zwiebelwickel hilfreich sein. Dazu schneidet man Zwiebeln grob, erwärmt sie leicht, wickelt sie in ein Tuch und fixiert den Wickel während einer halben Stunde am Ohr.
Während früher Mittelohrentzündungen meist mit Antibiotika behandelt wurden, rät pädiatrie schweiz heute bei Kindern über sechs Monaten davon ab. Sara Schnyder erklärt, weshalb: «Eine akute Mittelohrentzündung ist in der Regel die Folge einer viralen Infektion der oberen Atemwege. Antibiotika wirken aber nur gegen Bakterien.» Besser sei es, dem kranken Kind Schmerzmittel zu verabreichen und die Situation nach 24–48 Stunden erneut zu beurteilen. In den meisten Fällen komme es zu einer spontanen Linderung der Symptome, und schwere Komplikationen seien selten. Beim Einsatz von Antibiotika ist Zurückhaltung angezeigt, weil dadurch resistente Bakterien gefördert und Nebenwirkungen (z.B. Durchfall) verursacht werden können. Schwere Komplikationen können durch Antibiotika nicht verhindert werden.

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Filed under: Gesundheit

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Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.