Von einer Babymassage profitieren das Kind und seine Eltern. Paola Stein, Leiterin der Ausbildungskurse des Schweizerischen Verbands für Babymassage, erklärt im Interview, warum sich die Teilnahme an einem Kurs lohnt.
Ab welchem Alter empfehlen Sie die Säuglingsmassage?
Die Kurse des Schweizerischen Verbandes für Babymassage nach den Richtlinien der International Association for Infant Massage IAIM basieren auf dem Erkennen der Signale des Babys. Der Besuch eines Kurses für Babymassage ist deshalb nach der Geburt sinnvoll. IAIM empfiehlt die Babymassage für Kinder im Alter von 0 bis 12 Monaten, mit der Möglichkeit, sie dem wachsenden Kind anzupassen. Generell ist es wichtig, die Massage auf die Entwicklung und das Wachstum des Kindes abzustimmen. Seine Empfänglichkeit für die Massage hängt davon ab.
Warum ist der Körperkontakt so wichtig für die Entwicklung des Kindes?
Der Tastsinn ist der erste Sinn, der sich bereits in der sechsten Schwangerschaftswoche im Mutterleib entwickelt. Er beeinflusst die Entwicklung des kindlichen Nervensystems. Körperkontakt stellt die erste Form der Kommunikation zwischen Eltern und ihrem Kind dar. Die Umarmung des Kindes durch den Vater oder die Mutter schafft ein Gefühl der Vertrautheit, der Liebe, der Sicherheit und des Wohlbefindens.
Welche Wirkung hat die Massage auf das Kind?
Das Baby lernt schnell, dass Berührungen wohltun und beruhigen. Wenn Eltern ihr Kind liebevoll massieren, schenken sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit. Das wirkt sich körperlich und seelisch positiv aus. Durch die Massage werden alle Sinne des Babys angeregt. Die Interaktion während der Massage zwischen den Eltern und ihrem Kind fördert eine sichere Bindung und das gegenseitige Vertrauen. Das Baby fühlt sich geliebt. Die Massage stimuliert aber auch seinen Kreislauf, die Atmung, die Verdauung und die Muskulatur. Sie hilft ihm, Verbindungen zwischen den Neuronen im Gehirn zu schaffen und regt so die Entwicklung des Nervensystems an. Durch eine sanfte Babymassage sinkt der Spiegel an Stresshormonen, was zur Entspannung führt und sich positiv auf den Schlaf und die Selbstregulation auswirkt. Viele Babys schreien weniger, wenn sie regelmässig massiert werden. Bei Koliken, Verstopfung, Muskelverspannung und Zahnungsbeschwerden verschafft die Babymassage ebenfalls Linderung.
Profitieren auch die Eltern von der Babymassage?
Während der Massage erleben die Eltern schöne Momente, was die Ausschüttung von Entspannungs- und Bindungshormonen fördert. Für Väter ist die Babymassage eine wunderbare Möglichkeit, sich an der Betreuung des Kindes zu beteiligen und Zeit mit ihm zu verbringen. Ein Kurs in der Gruppe bietet Eltern ausserdem die Gelegenheit, sich zu allen Fragen rund um das Baby mit anderen Eltern und der Kursleiterin auszutauschen.
Was lernen die Eltern in einem Babymassage-Kurs?
Während des Einzel- oder Gruppenunterrichts lernen sie, wie eine Massage abläuft, welche Produkte verwendet werden und wann der ideale Zeitpunkt für eine Massage ist. Sie erfahren zudem Vieles über die Entwicklung ihres Kindes, können die Massage entsprechend anpassen und lernen, ohne Worte mit ihm zu kommunizieren. Der Besuch eines Kurses für Babymassage lohnt sich.
Warum verwenden Sie in Ihren Kursen zur Demonstration der Massagetechnik eine Puppe?
Die Puppe ermöglicht es den Eltern, zu sehen, wie man massiert, auch wenn ihr Kind schläft, gehalten oder gefüttert werden möchte. Die Kursleiterinnen des Schweizerischen Verbandes für Babymassage fördern die Philosophie des respektvollen Umgangs mit der Überzeugung, dass die Eltern die besten Personen sind, um ihr Kind zu massieren.
Wohin kann man sich wenden, wenn man einen Babymassage-Kurs besuchen oder selbst Kursleiterin werden möchte?
Am besten informieren sich Interessierte über die Website des Schweizerischen Verbandes für Babymassage www.iaim.ch.
Expertin: Paola Stein, Leiterin der Ausbildungskurse des Schweizerischen Verbands für Babymassage
Autorin: Susanna Steimer Miller ist Journalistin und hat sich auf Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt sowie die Gesundheit, Ernährung, Entwicklung und Erziehung des Kindes in den ersten fünf Lebensjahren spezialisiert.